Adé Klischee – beim Boy‘s Day in der Jugendhilfe

Viele Jungen interessieren sich für Berufe wie KFZ-Mechatroniker oder Informatiker und Mädchen für die Arbeit mit Menschen? Um eine klischeefreie Berufswahl zu unterstützen gibt es deutschlandweit den Boy‘s Day. Die EVIM Jugendhilfe beteiligte sich erstmals und konnte bei den Jungen punkten.

Der bundesweite Aktionstag bietet Jungen und Mädchen (bekannt als Girl’s Day) Einblicke in Tätigkeiten, die sie für die eigene Berufswahl meist nicht in Betracht ziehen. Zum Beispiel trifft das auch auf die Berufsbilder Erzieher und Sozialpädagoge zu. Daher hat sich die EVIM Jugendhilfe ein Konzept überlegt, um mit den 12- bis 16jährigen Jungen ins Gespräch zu kommen, die sich zu der digitalen Veranstaltung im Fachbereich angemeldet haben.

Immerhin fast 50 Schüler aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet saßen im „Zoom-Raum“ und erlebten auf diese Weise einen Tag in der EVIM Jugendhilfe und bekamen Einblicke in unterschiedliche Arbeitsfelder. Das Spektrum der Teilnehmer war „bunt gemischt“, sagte Isabel Illgen, Referentin Personalentwicklung, die sich mit ihrem Team zielgruppenspezifisch auf den Aktionstag vorbereitet hatte. „Überrascht waren wir, dass neben Haupt- und Realschülern die Hälfte der Teilnehmer Gymnasialschüler waren.“ Zwei Drittel meinten zu Beginn eine vage Vorstellung davon zu haben, was Erzieher und Sozialpädagogen beruflich machen, manche hatten aber gar keine.

Überraschende Erkenntnisse

Das Programm, das die Jugendhilfe vorbereitet hatte, war sehr abwechslungsreich und bot Einblicke in die stationäre, ambulante und teilstationäre Arbeit. Mit Isabel Illgen, Simon Flegler (WG-Flex-Dotzheim), Moritz Biesel (ABW Am Schlosspark) und Berufspraktikant Joshua Mattner (TG Taunusstein) hatten die Jungen ganz unterschiedliche Gesprächspartner vor sich, die ihnen an Hand von Präsentationen und Filmen Einblicke in ihre Arbeit boten (Foto). So lernten sie einen typischen Tages- bzw. Wochenablauf kennen und die Problemlagen, die zu der jeweilige Betreuungsform führen. „Es war spannend, mit der Zielgruppe über Klischees von der sozialen Arbeit zu diskutieren, digitale Umfragen in unserer Präsentation zu integrieren und sie auf einer Gedankenreise zu ihrer beruflichen Zukunft zu begleiten“, so Isabel Illgen. „Unsere Mitarbeiter berichteten darüber, weshalb sie sich für diesen Beruf entschieden haben und was sie daran begeistert.“ Diese persönlichen Schilderungen kamen besonders gut an und trugen mit dazu bei, dem einen oder anderen Klischee tatsächlich Adé zu sagen. „Viele hatten vor der Veranstaltung die Vorstellung, dass Erzieher nur in Kitas arbeiten. Das konnten wir durch unsere Einblicke in die Arbeit der Jugendhilfe ändern“, so das Fazit in der Feedback-Runde. Überrascht zeigten sich die Jungen auch darüber, dass die Arbeit so abwechslungsreich ist. Ein „Schnupperpraktikum“ wie zum Beispiel in anderen sozialen Berufen ist allerdings in der Jugendhilfe für Minderjährige aus gesetzlichen Gründen nicht möglich. „Das ist aus Perspektive der Schüler schade, aber zum Schutz der Betreuten wichtig“, bestätigte Isabel Illgen. Schülerpraktikanten vermittelt sie dann gerne weiter in andere EVIM Arbeitsfelder wie die Bildung.

Fachkräfte von morgen

Das digitale Format der Veranstaltung bot den Vorteil, dass Teilnehmer aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet im virtuellen Raum zusammen waren. „In einer einzelnen Einrichtung hätten wir unser Programm in Präsenz in dieser Größenordnung nicht realisieren können“, resümiert Isabel Illgen. Anderseits hätten die Jugendlichen es für „noch cooler“ befunden, wenn sie die Arbeit in den Einrichtungen auch mal persönlich erlebt hätten. Die meisten Jugendlichen haben schon eine Idee, was sie später einmal werden möchten. Neben „Lehrer, Rechtsanwalt, Synchronsprecher und Steuerberater“ können sich nun einige wenige vorstellen, soziale Berufsbilder in die engere Auswahl zu nehmen. (isi/hk)