Auf dem Weg zum Olymp

"Ein ambitioniertes Ergebnis!“ – dieses Fazit zog Ralf Thies nach dem Staffelmarathonlauf in Frankfurt am Main, an dem erstmals die Laufgruppe der EVIM Behindertenhilfe teilgenommen hatte. Gemeinsam liefen die acht sportbegeisterten Mitarbeiter und Fachkräfte in die Festhalle Frankfurt ein und fielen sich in die Arme! Jubelnd, nach genau 4 Stunden und 9 Minuten!

"Ein ambitioniertes Ergebnis!“ – dieses Fazit zog Ralf Thies nach dem Staffelmarathonlauf in Frankfurt am Main, an dem erstmals die Laufgruppe der EVIM Behindertenhilfe teilgenommen hatte. Gemeinsam liefen die acht sportbegeisterten Mitarbeiter und Fachkräfte in die Festhalle Frankfurt ein und fielen sich in die Arme! Jubelnd, nach genau 4 Stunden und 9 Minuten!

Angefeuert von tausenden Zuschauern erreichte das Team EVIM die Ziellinie, stolz, die 42,195 Kilometer bewältigt zu haben. Gemeinsam mit ihnen waren 1.600 Staffeln am Start und über 15 000 Marathonis, die als Einzelkämpfer antraten. Diese Zahlen der Superlative lassen ahnen, welche Begeisterung und welches Glücksgefühl alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfüllt hatten. „Das ist eine echte Erfolgsstory“, freut sich auch Renate Pfautsch, Geschäftsführerin der EVIM Behindertenhilfe und selbst passionierte Läuferin. Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist. 

Begonnen hatte alles mit einer Idee eines Mitarbeiters der Werkstatt Schlocker-Stiftung. Jonas Heidrich lief 2009 erstmals den Halbmarathon in Mainz. Sein Wunsch war es, sich einmal an der Königsstrecke für Läufer auszuprobieren und dafür zu trainieren. Andere Mitarbeiter der Werkstatt hörten davon und waren begeistert. Damit trafen sie natürlich auf offene Ohren bei Ralf Thies, Fachkraft für Berufliche Integration in Hattersheim und erfahrener Marathonläufer. Im März dieses Jahres wurde die Laufgruppe gegründet, ein wöchentliches Trainingsangebot freitags nach Ende der Betreuungszeit. 5 Mitarbeiter trainieren gemeinsam mit laufbegeisterten Fachkräften. Thies lobt den Teamgeist in der Gruppe und die Disziplin der Mitarbeiter, die die Termine einhalten und - „oft konsequenter sind als wir.“ Man trifft sich in Wiesbaden, um vielen die Möglichkeit zu geben, daran teilzunehmen. „Im Schlosspark laufen wir zwei Runden, manchmal auch am Rheinufer bis nach Schierstein, um den Hafen und zurück. Das sind dann etwa 8 Kilometer, die bei Bedarf auch mit der Schlossparkrunde kombiniert werden“ Bei Wind und Wetter.

Ambitioniert und mit Zielen trainieren. Die Laufgruppe stärkt sich gegenseitig, motiviert und unterstützt sich. Der Stolz, wenn man bis an die Grenzen gegangen ist und sich selbst überwunden hat, nicht aufzugeben, ist unglaublich groß. Und der Erfolg beweist auch manchem Teilnehmer, dass es eben besser ist, weniger und an Trainings- und Wettkampftagen nicht zu rauchen. Die Laufschuhe, die die Gruppe von einem Bad Sodener Einzelhändler vergünstigt bekommen hat, werden gepflegt und nur für den Sport genutzt. „Unterstützung erhielten wir auch von einem Printshop aus Wallau, der für unsere T-Shirts sorgte“, so Thies. 

Doch nichts ist so motivierend wie der Erfolg bei Wettkämpfen. Daher hat Ralf Thies die Laufgruppe bei den Special Olympics angemeldet, den Olympischen Spielen für Menschen mit geistigen Behinderungen. Special Olympics hat ein  Unified Partners Projekt ins Leben gerufen, mit dem Ziel, nichtbehinderte und behinderte Menschen über den Sport zusammenzubringen, von dem auch die Laufgruppe profitiert. Die Special Olympics finden aller zwei Jahre in Deutschland und im Wechsel auf internationaler Ebene statt. In diesem Jahr hatte es mit einer Teilnahme noch nicht geklappt. Es fehlten noch Wettkampferfahrungen und damit Zeiten, die für eine Anmeldung Voraussetzung sind. „Aber wir sind auf dem besten Weg, das Ziel ‚Special Olympics Deutschland‘ zu erreichen“, ist sich Thies sicher. Die Anmeldung für die Hessischen Spiele 2015 ist bereits erfolgt. 

Der Staffelmarathon in Frankfurt am Main war in diesem Jahr unbestritten der Höhepunkt. Vier Mitarbeiter und 4 Begleiter absolvierten die Distanz als Team: Petra von Knoop, Sven Fronzek, Kevin Schlechter, Günther Wenzel, Frank Himmler, Timothy Isagan, Jonas Heidrich und Ralf Thies. Die vier Etappen über 12 km, 7 km, 9 km und zuletzt über 14,195 km bewältigte die Laufgruppe jeweils zu zweit. Neben der sportlichen Herausforderung mussten auch die drei Wechselpunkte gemeistert werden. „Unter 1.600 Staffeln das eigene Team zu finden, ist nicht ganz leicht – aber es hat perfekt geklappt“, sagt Ralf Thies. Zeitmessmatten und Chips sorgten für einen fairen Wettbewerb. Die Euphorie am Ziel war riesig – die Marathondistanz wurde gemeinsam geschafft!

Noch stehen in diesem Jahr mit dem ‚Zipfelmützenlauf‘ in Frankfurt-Riedberg und dem Silvesterlauf am Frankfurter Waldstadion über 10 km weitere Herausforderungen an. Jonas Heidrich, der am 28. Dezember teilnehmen wird, sorgte in diesem Jahr als Sieger über 10 Km, beim Werkstattlauf Darmstadt gemeinsam mit seinen Laufkollegen Sven Fronzek und Jürgen Krill, erster und zweiter auf dem Podest über 5 Km,  für außerordentliche Erfolge.  Beim ‚Perstauseelauf´ in Breidenbach, Landkreis Marburg Biedenkopf, belegten Sven Fronzek und Kevin Schlechter ebenfalls über 5 Km den 1. und 2. Platz. Beide Events wurden unter dem Dach von Special Olympics ausgetragen. Jonas Heidrich hat ein ganz besonderes Ziel: den Marathon in Frankfurt über die volle Distanz zu laufen. Dafür trainiert der ehrgeizige 23-Jährige 5- bis 6-mal wöchentlich, begleitet von Ralf Thies. Aber auch die anderen Mitstreiter wissen genau, was sie im nächsten Jahr schaffen wollen: den Halbmarathon in Mainz. Dafür wird ab Januar tüchtig trainiert, denn im Moment steht ein anderer Marathon an: Plätzchen verpacken in der Bäckerei für die Saison. Dafür werden alle Kräfte gebraucht – wie bei einem echten Wettkampf.