Das neue Lindenhaus wird bezogen

Nach der Aufstockung des Neubaus auf dem Gelände des traditionsreichen Lindenhauses in Wiesbaden ziehen derzeit die Bewohnerinnen und Bewohner in das um zwei Stockwerke erweiterte Wohnhaus ein. Die Einrichtung der besonderen Wohnform bietet 24 Plätze für Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Die ersten elf Bewohnerinnen und Bewohner, die für die Zeit der Baumaßnahme übergangsweise im Ludwig-Eibach-Haus untergebracht waren, haben inzwischen ihre Appartements im Neubau an der Mainzer Straße bezogen. Bis Mitte März werden die weiteren Bewohnerinnen und Bewohner aus dem benachbarten Altbau folgen und sich in ihrem neuen Zuhause einrichten können. „Mit dem Neubau haben wir uns vom klassischen Wohnheim als Wohnform endgültig verabschiedet“, freut sich Ursula Bender über die gelungene Umsetzung des fachlichen Konzeptes der Betreuung und Begleitung der Klienten auf Augenhöhe ganz im Sinne des Bundesteilhabegesetzes.

Nachhaltige Verbesserung in vielen Belangen

Im Wohnbereich sind drei Wohnetagen mit je acht Zimmern entstanden, die mit eigenen Bädern ausgestattet sind. Diese Bereiche bieten allen Raum für Privatsphäre, ohne einzuengen. Viel Wert wurde daher auf Helligkeit und Transparenz in den Innenbereichen gelegt. So sind sogenannte „Lichtblicke“ – Glaselemente in den Gemeinschaftsräumen – sinnvoll und mit Bedacht integriert worden. Die Büros der Fachkräfte sind bewusst nicht mehr Teil der Wohnbereiche, sondern getrennt davon auf einer Etage untergebracht. „Damit müssen sich die Klienten im wahrsten Sinne des Wortes im Gebäude auf den Weg machen, aktiv werden und somit Verantwortung für sich und ihre Situation übernehmen“, erläutert Ursula Bender, Leiterin der EVIM Gemeindepsychiatrie Wiesbaden. Ein eigener Briefkasten für jede/n Bewohnerin und Bewohner ist daher auch hier wie in jedem anderen Wohnhaus zu finden. Dem Ansatz, mehr Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, dient auch die Ausstattung des Hauses mit einem öffentlichen WLAN, ein weiterer Schritt, um Normalität im Alltag mit Rechten und Pflichten zu trainieren. „Digitale Teilhabe und Kommunikation sind nicht nur für junge Klienten wichtig geworden,“ weiß Ursula Bender. Die Kommunikation über Smartphone mit Freunden oder Angehörigen, oder beispielsweise die Teilnahme an virtuellen Angeboten zur Tagesstruktur während der Zeit der Pandemie hat an Bedeutung gewonnen. Bei Erstkontakten taucht inzwischen zunehmend häufiger die Frage nach der digitalen Ausstattung des Wohnhauses auf. Aber auch die Möglichkeiten zur Versorgung und Selbstversorgung werden mittlerweile stärker nachgefragt, beobachtet die Fachexpertin. „Auch dabei sind wir für alle Möglichkeiten offen, angefangen von der Selbstversorgung, über die Teil- oder zeitweise vollumfängliche Versorgung z.B. während Krisenzeiten, je nach Bedarf und Möglichkeiten jedes Einzelnen.“ Der Neubau bietet zum einen mit den Küchenzeilen auf jeder Bewohneretage, als auch im Gartengeschoss mit dem offenen Küchen-Kommunikations-Treff dafür beste Voraussetzungen, auf individuelle Bedarfe reagieren zu können.

Das neue Haus und die neuen Strukturen sind ein exzellenter Rahmen dafür, die Hilfe zur Gestaltung des Tages und die Lebensqualität der hier lebenden Menschen nachhaltig zu verbessern. So wurden zum Beispiel auch die Angebote zur Unterstützung der Tagesstruktur mit in die Raumkonzeption einbezogen. Die Gestaltung des schönen Gartengeländes ist in vollem Gang und trägt mit dazu bei, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses wohlfühlen können. Bei all dem wissen die Fachleute auch, dass jeder Schritt der Klienten zurück in die Normalität des Lebens viel Kraft und Geduld erfordert. „Die Menschen, die hier wohnen, nehmen für eine bestimmte Zeit eine individuelle Begleitung und Assistenz in Anspruch, um mit dem Leben zurecht zu kommen und für sich eine Perspektive zu finden“, sagt Ursula Bender.

Foto (EVIM): Bis Mitte März werden alle Bewohnerinnen und Bewohner ihre neuen Appartements im Neubau Mainzer Straße 27a bezogen haben.