Bunt bemalte Steine erinnern an die Verstorbenen im Laufe des Kirchenjahres.

Der ökumenische Gottesdienst konnte in diesem Jahr wieder im Johann-Hinrich-Wichern-Stift in Wiesbaden stattfinden.

Erinnerung, Trauer und Trost miteinander teilen

Der Ewigkeitssonntag im November, auch Totensonntag genannt, ist dem Andenken an Verstorbene gewidmet. An vielen Orten, auch bei EVIM, finden sich Menschen in diesem Sinne zusammen. Im Wiesbadener Wichernstift kamen gestern mehr als 40 Personen zum traditionellen Gedenkgottesdienst, der nach zwei Jahren wieder in der Einrichtung stattfinden konnte.

Der Altartisch im Feierraum ist festlich geschmückt. Aneinandergereiht liegen bunt bemalte Steine. Darauf steht der Name des Verstorbenen und sein Sterbedatum. Sie alle bilden einen Kreis um die Osterkerze mit dem Kreuz Jesu. Sie ist für Christinnen und Christen das Symbol für die Hoffnung darauf, dass Verlorenheit, Trauer und Tod nicht das Ende des Lebens sind.

In dieser Hoffnung haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelt, um an ihre lieben Angehörigen, Freunde, Nachbarn und an eine Kollegin zu erinnern, von denen sie Abschied nehmen mussten, nach langer Krankheit oder ganz unerwartet und mitten aus dem Leben. Daran erinnerte Beate Helmer, die als Koordinatorin im ServiceWohnen arbeitet, in ihrer Begrüßung. Der ökumenische Gottesdienst wurde von Pfarrer Ralf Schmidt und Schwester Katrina geleitet. Am Klavier begleitete Herr Seyffried. In Liedern und Gebeten wurde gemeinsam die persönliche Erinnerung an die Verstorbenen, die Trauer und die Hoffnung miteinander geteilt. Das tröstet und verbindet die Gemeinde auf gute Weise. „Der Tod hat etwas Trennendes für uns Lebende“, sagte Pfarrer Schmidt. Für die Verstorbenen hingegen habe der Tod etwas Verbindendes, denn er sei ein Heimweg zu Gott. „Diese Hoffnung kann unendlich schwierig sein“, so Pfarrer Schmidt. An den Gräbern bleiben viele Fragen, die oft ratlos machen angesichts des persönlichen Leids und des Leidens in der Welt. Ein besonderes Symbol der Hoffnung sei für ihn der „Weltenengel“, der den Menschen Frieden auf Erden verkündet und auf das Weihnachtsgeschehen, die Geburt Jesu und den Beginn eines neuen Lebens Bezug nimmt. Er ist im Bild auf dem Altartisch zu sehen. Er entstand Anfang des Jahres, als der Krieg in der Ukraine ausbrach.

Im Wichernstift ist es ein Ritual, dass für jeden verstorbenen Menschen ein Stein bemalt wird. Diese Gedenk-Steine haben ihren Platz im Garten der Einrichtung oder an einem besonderen Ort in den Wohnbereichen. Vor dem Gottesdienst in der Woche vor Totensonntag, der auch das Ende des Kirchenjahres ist, werden diese Steine auf den Altartisch gelegt. Jeder einzelne der Verstorbenen wird mit seinem Namen verlesen. Die ihm Nahestehenden zünden ein Licht an der Osterkerze an und nehmen den farbigen Stein und eine Rose als persönliches Erinnerungssymbol mit. Bianca Falkenhainer vom Sozialen Dienst freute sich, dass der Gedenk-Gottesdienst in diesem Jahr so viel Zuspruch gefunden hat. Für sie sei das auch ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen mit dem Leben an diesem Ort verbunden gefühlt haben und verbunden fühlen. Der eine oder die andere nahm auch die Einladung aus dem Wichernstift an, nach dem Gottesdienst bei einem kleinen Imbiss miteinander ins Gespräch zu kommen. (hk)