Fast wie eine große Familienfeier - Gartentag im Jan-Niemöller-Haus

Der frühlingsbunte Garten des Jan-Niemöller-Hauses war am Samstag Treffpunkt für Jung und Alt. Schon am Vormittag halfen etwa 50 Freiwillige, darunter Angehörige, Ehrenamtliche und Mitarbeiter, manche sogar mit der ganzen Familie wie Pflegedienstleisterin Bärbel Diefenbach, die grüne Oase fit für die Saison zu machen.

Die Gartenfreunde pflanzten frische Kräuter in die Hochbeete, legten einen Steingarten an und setzten Beerensträucher in die Erde.  Es war nach dem erfolgreichen Start vor einem Jahr bereits der dritte große ‚Gartentag’ im Pflegeheim am Schiersteiner Hafen. Das Besondere an dieser Veranstaltung: Den Nachmittag gestalteten Fachoberschüler der Schulze-Delitzsch-Schule mit einem kleinen Kulturprogramm. 

Die 17- bis 20-jährigen wollen mit diesem Projekt im Rahmen ihres Unterrichts das Miteinander von jungen und alten Menschen durch persönliche Kontakte ein Stück weit verbessern. Manchmal bestünden aus ihrer Sicht Vorurteile, beobachteten die Jugendlichen. „Diese möchten wir mit unserer Aktion ein klein wenig abbauen helfen“, so Dennis Gil Paquito und Gizem Aktas, die die Projektleitung hatte. Die Schülerinnen und Schüler - einige haben Freunde mitgebracht - sitzen mit den Senioren an den bunt gedeckten Tischen, machen sich miteinander bekannt und plaudern munter mit den Bewohnern, die ihre Urgroßeltern sein könnten. Die Atmosphäre ist locker, fast wie bei einer großen Familienfeier. Ceren Can und Katharina Weyershausen servieren selbstgebackenen Zitronen- und Käsekuchen und herrlich duftende Muffins. Musikalisch gibt Sohrab Quayumi am Keyboard ein Ständchen. Das freut ganz besonders Adelheid Lizzy, Franziska Mannicke und Elfriede Köppe, die kräftig Applaus spenden. Die Bewohnerinnen genießen sichtlich den Schwung, den die jungen Besucher mitbringen. Elfriede Köppe ist davon überzeugt, dass beide Generationen etwas voneinander lernen können. Die ehemalige Pflegedirektorin einer großen sozialen Einrichtung lebt seit anderthalb Jahren im Jan-Niemöller-Haus und wünscht sich öfter solche Begegnungen. „Viele von uns haben keine Familie mehr. Es tut einfach gut, wenn jung und alt Zeit miteinander verbringen“, sagt die 90-Jährige aus Erfahrung. Unterdessen kündigt die Schülerin Bjanka Blazewic die Katholisch Kroatische Jugendtanzgruppe von St. Kilian an, die durch ihre farbenfrohen Trachten alle sofort in ihren Bann zieht. Blazewic, die selbst der Tanzgruppe angehört, hat die etwa ein Dutzend Tänzerinnen und Tänzer für ihr Programm engagiert. Mit ihren Darbietungen begeistern sie nicht nur die Senioren, sondern auch die zahlreichen Mitarbeiter, Angehörigen und Ehrenamtlichen. Die Volkstänze rufen bei der 89-jährigen Adelheid Lizzy Erinnerungen an die Trachten und Folklore ihrer Heimat Schlesien hervor und ihre Augen strahlen, als sie von Damals erzählt. 

Unter den Gästen der Veranstaltung ist auch der Schulleiter der Schulze-Delitzsch-Schule Oberstudiendirektor Rainer Strack mit Ehefrau. Die Einladung der Schüler in das Jan-Niemöller-Haus habe er sehr gerne angenommen und einen guten Eindruck von dem Projekt gewonnen. Solche Projekte können auch für die berufliche Entwicklung oder Praktika wichtig sein. „Dafür braucht es Häuser wie das EVIM Seniorenzentrum, die ohne Vorurteile ihre Türen öffnen“, so der Schulleiter. Sein Kollege Ullrich Schweers spricht von einem Trend in allen Klassen, dass soziale Projekte im Kommen sind. „In diesem Jahr sind es zehn in ganz unterschiedlichen Bereichen, darunter Jugendzentren oder im Kinderhospiz.“ Stolz auf das, was die Schüler organisiert haben, ist auch die Fachlehrerin Birgit Bailey, die das Projekt begleitet. Verantwortung zu übernehmen sei für das persönliche Leben eine wichtige Erfahrung. 

„Das gute Miteinander der Generationen zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Gartentag“ freut sich Einrichtungsleiterin Tanja Salder, die als Schülerin auch über Projekte in einem Pflegeheim ihren Berufswunsch gefunden hat. „Viele Menschen, jüngere und ältere, haben durch ihre Ideen, ihr Engagement, durch Sach- und Geldspenden zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen“, so Salder, die besonders den Schülern und auch dem Ortsring für die Unterstützung dankte sowie Alida und Katharina, zwei zehnjährige Schülerinnen von Campus Klarenthal, die selbstgefertigte Traubenkernkissen und Bilder verkauften. Beide Schülerinnen unterstützen die Einrichtung mit dem Flohmarkt auch zum Hafenfest. „Ein ganz tolles Engagement“, lobt Salder.  An ihrer Seite sitzt Johanna Jansen. Für sie haben die Schulze-Delitzsch-Schüler einen extra Blumenstrauß parat, den sie der sichtlich gerührten Seniorin am Vorabend ihres 101. Geburtstages überreichen.