Grüne Welle in den EVIM Werkstätten

Die Keimgrün GmbH ist so etwas wie ein Senkrechtstarter unter den sogenannten Start-ups. Das junge Unternehmen aus Leun erobert gerade den Markt mit bester Bio-Keimsaat für den Selbstanbau. Beide Werkstätten der EVIM Behindertenhilfe am Standort Hattersheim sind als Kooperationspartner mit an Bord.

(evim) Am Anfang stand die Kokosnuss. Nicht irgendeine, sondern eine ganz spezielle: die Grow-Grow Nut von Keimgrün. Dabei handelt es sich um ein Einsteiger-Set bestehend aus einer echten Kokosnuss, verschiedenen Sorten bestem Bio-Saatgut und Kokoserde, um auf den Geschmack leckerer, gesunder Keimpflanzen zu kommen. Besonders schön: Gemeinsam mit Eden Reforestation Projects pflanzt das Start-up für jede angebaute Grow-Grow Nut einen neuen Baum in den ärmeren Regionen dieser Welt. Damit startete Keimgrün vor rund vier Jahren so erfolgreich auf dem Markt, dass die Geschäftsführer Christian Zinke und Manuel Voigt für Verpackung und Versand des beliebten Artikels bald einen zuverlässigen Dienstleister brauchten. Über eine Empfehlung in der Branche kontaktierten sie 2019 EVIM Fachfrau Sylvia Enste, die die Kunden am Schlockerhof betreut und den Auftrag nach Hattersheim holte. So kam nicht nur die Grow-Grow Nut wieder ins Rollen, sondern auch eine höchst erfolgreiche und vielseitige Kooperation mit beiden EVIM Werkstätten im Verbund. Anfang Dezember 2021 sagte Christian Zinke bei einem Lokaltermin schmunzelnd: „Inzwischen beschäftigen wir fast ganz Hattersheim“. Mit Blick auf die beiden Werkstätten am Standort ist das gewiss richtig.

Anspruchsvolle und komplexe Aufgaben

Hier, in der EKOM am Hugo-Hoffmann-Ring 2, wird mittlerweile auch das Bio-Saatgut für die Kunden in unterschiedlichen Verpackungsgrößen abgefüllt. Angeliefert wird es zuvor in Großgebinden am Schlockerhof in der Dürerstraße. Die Mitarbeiter:innen verpacken es dort in spezielle Kisten und bereiten es so für die Weiterverarbeitung in der EKOM vor. In einem Gruppenraum der EKOM werden bis zu über 50 Sorten Saatgut auf's Gramm genau ausgewogen und für den Versand vorbereitet. Mit im Team ist Frau Bäcker, die an einer Waage Rotkohlsprossen in Tüten à 500g füllt. Die Stille im Raum wird nur durch das sanfte Rauschen unterbrochen, wenn das Saatgut in die Verpackung rieselt, ein Geräusch, das an ein Regenrohr erinnert. „Man muss sich gut konzentrieren“, sagt die junge, sympathische Mitarbeiterin und fügt hinzu: „Gewicht und Chargennummer müssen exakt stimmen.“ Und mancher Mitarbeiter wird bei diesem Auftrag sogar zum Erfinder, wie Gruppenleiterin Stefanie Loyal berichtet. „Herr Richter ist der Tüftler im Team.“ Er habe schon zwei Vorrichtungen entwickelt, die Arbeitsprozesse erleichtern. Sein Kollege Alhawajre Saleh ist mittlerweile der Profi an der 'Nähmaschine'. Der junge Mann bedient das schwere Gerät mit beneidenswerter Leichtigkeit, um große Verpackungen mit einer Naht sicher zu verschließen. 

Auch die EVIM Poststelle ist mit dabei

„Ein toller Auftrag“, freut sich auch Gruppenleiter Andreas Buczko, der seit über 30 Jahren bei EVIM arbeitet. Die Arbeitsprozesse seien vielfältig und sehr anspruchsvoll. Und, so sagt er, „man sieht, was mit der Ware passiert.“ Denn nach der Abfüllung werden die Gebinde in den Handfach- und Lagerbereich eingelagert und stehen ab dann dem Versandteam zur Verfügung. In den Regalen befinden sich neben dem Saatgut viele der über 300 weiteren Artikel im Sortiment, die Keimgrün über seinen Online-Shop microgreen-shop.com vermarktet, darunter jede Menge Zubehör wie Sprossengläser und Anzuchterde. Im Lager bearbeiten Richard Himolik und Andreas Bordt die Bestellungen ab Eingang Online-Shop. Anhand von Lieferscheinen wird kommissioniert und mit dem Handscanner abgescannt. Anschließend werden die Artikel verpackt und versandfertig gemacht. Das sei anspruchsvoll, befindet Richard Himolik und ist zufrieden mit dem Job. Zahlreiche Pakete, rund einhundert pro Tag, können sogar über die benachbarte EVIM Poststelle verschickt werden. Auch dabei zeigt sich, wie gut sich die Dienstleistungen der Werkstätten ergänzen.

Verbundidee trägt

Björn Bätz, Geschäftsführer der EVIM Behindertenhilfe, würdigt die besondere Kooperation: „Ich freue mich über die Wertschätzung für unsere Arbeit. Über diesen Auftrag haben die unterschiedlichen Personenkreise, die in den beiden Werkstätten arbeiten, vielfältige Möglichkeiten zur Teilhabe an der Arbeit.“ Die Arbeit der Werkstätten im Verbund zeige, wie gut diese Idee trägt, um solche anspruchsvollen und hochkomplexen Aufträge bestens zu erfüllen. Die Geschäftsführer von Keimgrün sind ihrerseits „unglaublich stolz“ auf die Zusammenarbeit. Das sozial stark engagierte Unternehmen mit der Mission „Für den Menschen – und die Umwelt“ sieht in EVIM einen wichtigen Partner. Dazu trägt auch bei, dass durch den Verkauf der Grow-Grow Nut inzwischen über 300.000 neue Bäume gepflanzt werden konnten. Eine stolze Bilanz! Ein eigenes soziales Projekt im Rahmen der Kinderdorf-Arbeit startete das Unternehmen unterdessen auf den Philippinen.

„Wir sind sehr froh, unseren Mitarbeitern solch einen ganzheitlichen Auftrag anbieten zu können und sind schon sehr gespannt, wie sich dieses Projekt in Zukunft noch weiter entwickeln wird“, sagte im August Produktionsleiter Jochen Rasel zum Start der Kooperation mit EKOM. Das Ziel ist anspruchsvoll: Auf der Basis ihres Wertekonzeptes will der Microgreen Shop die Plattform mit den besten Produkten und dem besten Service rund ums Thema Microgreen & Sprossen in ganz Europa werden. „Das schaffen wir gemeinsam“, davon sind die Unternehmer:innen mit allen Partnern – Lieferanten, EVIM Behindertenhilfe und Eden Reforestation -  überzeugt. (Heide Künanz) 

Foto (v.l.n.r.): Michael Ahlert, Produktionskoordinator EKOM, Björn Bätz, Christian Zinke, Marcel Hollreiser, Mitarbeiter Keimgrün und Partner für den Schlockerhof, Stefan Berg, Leiter Reha-Werkstatt und Kerstin Schütte, Verantwortliche für das Philippinen-Projekt von Keimgrün sind stolz auf die gute Kooperation.