„Ich möchte etwas zurückgeben“

Eine Würdigung zum achtzigsten Geburtstag einer außergewöhnlichen Mitarbeiterin

(evim) Als Margarethe Kalinowski (Foto) am 1. August 1988 in einem Altbau an der Breslauer Straße ihren Pfortendienst im EVIM Katharinenstift antrat, ahnte sie nicht, dass sie der Einrichtung und ihren Menschen zeitlebens die Treue halten wird.

Für Margarethe Kalinowski ist das Katharinenstift ein Glücksfall. Mit großer Dankbarkeit und Zufriedenheit schaut sie zurück auf über drei Jahrzehnte, in denen sie zuerst hauptamtlich und dann ehrenamtlich für andere Menschen tätig ist. Und das soll auch so bleiben, „solange mir Gott die Gesundheit gibt“, sagt sie mit einem strahlenden Lächeln.

Verantwortung für die Cafeteria

Wenn sie über die Vergangenheit berichtet, braucht sie an keiner Stelle lange zu überlegen. Fröhlich erzählt sie über die Anfänge in der Telefonzentrale mit der Vermittlung von Gesprächen („Handys gab’s ja noch lange nicht“) und dem Kioskverkauf, den sie mit übernahm. Darüber hinaus führte sie die der Pforte angeschlossene Cafeteria für Heimbewohner und Mitarbeiter, darunter auch den Club, wo sich Angehörige und Bewohner trafen. Ein Bereich, der ihr auf den Leib geschnitten war. Hier fühlte sie sich genau am richtigen Platz. Ihr damaliger Chef, Herr Streck, zu dem sie bis heute über Angehörige Kontakt hat, lobte in einem Zwischenzeugnis von 1993 nicht nur ihre „stete Einsatzbereitschaft und höchste Zuverlässigkeit“, sondern seine Mitarbeiterin auch dafür, eine „anheimelnde Atmosphäre“ in der Cafeteria geschaffen zu haben. Da überrascht es nicht, dass er ihr nach dem Umzug in den Neubau an der Rathausstraße kurz und bündig sagte: „Sie übernehmen hier die Cafeteria.“ Und dort ist Margarethe Kalinowski bis heute so gern tätig.

Immer wieder Neues

Umzugserfahren ist Margarethe Kalinowski, die aus Schlesien stammt, auch. Anfang der achtziger Jahre kam sie mit ihrem Sohn, der heute bei Opel schafft, nach Deutschland. „Das Leben dort war nicht gut“, fasst sie nur knapp zusammen. In Trebur lebte bereits ihr Bruder. Ihre Tochter, die leider viel zu früh verstorben ist, war in Frankfurt im Immobiliengeschäft erfolgreich tätig. Zunächst kam Margarethe Kalinowski in Hochheim unter, bis sie über das Arbeitsamt an das Katharinenstift vermittelt wurde. Aber auch mit der Einrichtung machte sie vier große Umzüge „sogar mit Unterstützung der Bundeswehr“, erinnert sie sich. Hinzu kamen noch diverse Umzüge in den Wohnbereichen im Haus „Albert Schweitzer“.

Helfen, ohne auf die Uhr zu schauen

Bis Februar 2006 war sie berufstätig und unermüdlich in ihrem Einsatz für andere. Keine Feier war ihr zu groß und keine Mühe zu gering, um wirklich alles perfekt zu machen. Sie deckte die Tische liebevoll ein, bereitete zum Mittagstisch frische Salate („manchmal 12 unterschiedliche Sorten“) und sorgte mit dafür, dass die Biebricher Gäste den stadtteilweit berühmten eingelegten Hering und die sagenhaften Kartoffelpuffer in der wohligen Atmosphäre der Cafeteria genießen konnten. Sie sprang ein, wenn in der Küche, in der damals noch selbst gekocht wurde, das Personal knapp war. Selbstverständlich war es für sie, nach einer Feier, egal ob für zehn oder für einhundert Personen, auch bis spät abends dafür zu sorgen, dass alles wieder an seinem Platz steht. Auf die Uhr zu schauen, wäre ihr dabei nie in den Sinn gekommen. Angesichts dieser Rastlosigkeit und dem enormen Arbeitspensum wäre der Ruhestand mehr als nur wohlverdient.

Der Ruhestand ist noch keine Option

Doch nicht für „Frau Margarethe“, wie sie oft liebevoll im Katharinenstift genannt wird. Nur fünf Monate später, im Juli 2006, stand sie als Ehrenamtliche wieder in ‚ihrer‘ Cafeteria. Ihr heutiger und mittlerweile siebenter Einrichtungsleiter, Bastian Ringel, weiß zu berichten, dass sie seitdem krankheitsbedingt keinen einzigen Tag gefehlt habe. Er sei nicht nur von ihrer „absolut positiven Ausstrahlung“ fasziniert. „Frau Kalinowski ist so agil, dass sie manch Jüngeren beim Treppensteigen locker hinter sich lässt“, meint er schmunzelnd über seine Mitarbeiterin, die für ihn in ihrem Engagement „außergewöhnlich“ ist. Margarethe Kalinowski, die allein in ihrer Wohnung in Kastel lebt, sagt über sich ganz bescheiden: „ Ich helfe gerne anderen. Ich habe so viel Glück gehabt, dass ich hier an das Katharinenstift gekommen bin. Davon möchte ich ein Stück zurückgeben.“

Neben ihrem Cafeteria-Dienst, der leider coronabedingt derzeit nicht möglich ist und den sie sehr vermisst, arbeitet sie seit 2014 parallel zu ihrem Ehrenamt als geringfügig Beschäftigte in der Hauswirtschaft. In einem Wohnbereich hilft sie beim Eindecken, Abräumen und in der Speiseversorgung. Auch hier ist sie stets da, wenn man sie braucht und ‚Not am Mann‘ ist. Für ihre Chefin, Frau Neumann, hat sie nur lobende Worte und Herr Ringel, „wirklich, der ist ein Goldstück“. Man mag ihr aufs Wort glauben, wenn sie voller Begeisterung sagt: „Ich habe so eine gute Erinnerung an alles, das können Sie sich gar nicht vorstellen!“

Bei so viel Engagement verwundert es nicht, dass die Jubilarin in bester Verfassung ist. Oder gibt es doch ein Geheimrezept? Lachend meint Margarethe Kalinowski, dass sie als junge Frau in Katowice Kranfahrerin war. „Sechs Meter bin ich da immer hochgelaufen. Vielleicht liegt es daran.“

Möge ihr diese Gesundheit erhalten bleiben für ihr segensreiches Wirken im Leben. (hk)

Foto (EVIM): Die Jubilarin freute sich von Herzen über die zahlreichen Glückwünsche zu ihrem runden Geburtstag in der vergangenen Woche aus dem Katharinenstift, hier von Einrichtungsleiter Bastian Ringel.