Kita-Alltag unter Corona-Bedingungen

Husten, Schnupfen, Niesen – im Kindergarten ist das zu dieser Jahreszeit normal. In Corona-Zeiten kann ein harmloser Schnupfen jedoch alles durcheinanderwirbeln und zieht jede Menge an Folgen nach sich. Wie sieht der Kita-Alltag unter Corona-Bedingungen aus? Birgit Fetz-Kappus, Leiterin der Kita Emser Straße und Koordinatorin für die EVIM Kitas in Wiesbaden und Thomas Schulze Fachberatung für die EVIM Kitas Wiesbaden (Foto), berichten über ihren Arbeitsalltag unter Coronabedingungen.

Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie sieht Birgit Fetz-Kappus die aktuelle Situation relativ entspannt, trotz Omikron und hoher Inzidenz in Wiesbaden. „Wir haben gelernt, mit der Corona-Situation klar zu kommen“, so die Leiterin. Corona sei mittlerweile „ein Stück Alltag geworden“ und Hygienemaßnahmen hätten in der Kindertagesstätte ohnehin einen hohen Stellenwert. Alle Mitarbeiter:innen in der Kita-Emser Straße sind geboostert, im Haus der Kinder Bleichstraße ist die Situation ähnlich. Aktuell gibt es unter den Kindern keine Krankheitsfälle und nur ein Kind von 42 Mädchen und Jungen im Alter von zwei bis sechs Jahren sei in Quarantäne. Auch beim Personal sei quarantänebedingt nur eine Mitarbeiterin nicht im Dienst. Auf Grund der zentralen Lage gäbe es zudem ausreichend Test-Center in der Nähe. Ein großes Lob spricht die Kita-Leiterin den Eltern aus, die sich allesamt an die Regeln der Corona-Schutzverordnung halten und zweimal in der Woche ihre Kinder testen lassen. Auch für die Kinder sei das kein Problem, beobachtet die Leiterin. Durch zusätzliche Mittel über die Kommunen sei es nun seit Ende Januar möglich, dass die Tests auch in den Kitas durchgeführt werden können, das Einverständnis der Eltern vorausgesetzt. Die Frage sei für die Fachexperten eher, wie das in der Einrichtung umzusetzen sei. Für Thomas Schulze und Birgit Fetz-Kappus steht dabei außer Frage, sich selbst darum zu kümmern. „Wer als Einrichtung auf die Hilfe von außen wartet, ist nicht gut beraten“, wissen beide aus Erfahrung. So habe man frühzeitig die Initiative ergriffen und nach Lösungen gesucht.

Fachkräfte werden überall gesucht

Nicht in allen EVIM Kitas ist die aktuelle Corona-Situation so entspannt wie hier. „Notbetreuung und verkürzte Öffnungszeiten gibt es auch bei uns“, sagt Schulze. Er habe großes Verständnis für die Schwierigkeiten, die diese nicht einfachen, aber notwendigen Schutzmaßnahmen für berufstätige Eltern mit sich bringen. Der Gesetzgeber habe zum Glück frühzeitig reagiert und zum Beispiel die Anzahl der Krankheitstage pro Kind erhöht, was in dieser Situation entlastend sein kann. Er erlebe andererseits auch, dass Eltern sich untereinander helfen, Betreuungen organisieren und durch Homeoffice die Kinderbetreuung in der Familie organisieren.

Die größte Herausforderung sehen beide Leitungskräfte allerdings im Fachkräftemangel, der allerorten deutlich spürbar ist. In der Kita Emser Straße werden derzeit 42 Kinder betreut. Die Kita bietet insgesamt 72 Betreuungsplätze. Man arbeite neben den Fachkräften mit Praktikantinnen, Studentinnen und Aushilfskräften zusammen, um die Betreuung sicherzustellen, berichtet die Leiterin. Umso wichtiger ist das Angebot einer Fachberatung, welche die Stadt Wiesbaden für die EVIM Kitas finanziert. Thomas Schulze und Theresa Saup, die die Kita für Kinder beruflich Reisender leitet, sind beide nach dem Bildungs- und Erziehungsplan qualifiziert und können so die EVIM Kitas auf Wunsch wirksam unterstützen.

Wachsender Beratungsbedarf

„Der Bedarf an Beratung, Frühförderung, Therapeut:innen und praktischer Lebenshilfe wächst stetig“, beobachtet Birgit Fetz-Kappus mit Blick auf das sich verändernde Milieu im inneren Westend, dem dicht besiedelten Stadtteil in Wiesbaden, mit kultureller Vielfalt. „Die Erziehungsberatungsstellen sind auf Grund vieler Terminanfragen ausgebucht“, weiß die Fachexpertin zu berichten, die im Stadtteil sehr gut vernetzt ist. Die Eingangsuntersuchung für Vorschulkinder konnte über das Gesundheitsamt bereits zweimal nicht durchgeführt werden, was den regelmäßigen Kontakt zu Kinderärzt:innen und Beratungsstellen umso wichtiger werden lässt. Auch das müsse zusätzlich zu den anderen Aufgaben erledigt werden. Daher sei es von großem Vorteil, dass eine Fachberatung angeboten wird, würdigt Birgit Fetz-Kappus. „Wir können in vielfacher Hinsicht Hilfestellung geben“, sagt Thomas Schulze. Das betrifft zum Beispiel die Beratung der Pädagog:innen und der Teams beim Umgang mit schwierigen Kindern oder die Gestaltung des Gruppenalltags unter schwierigen Bedingungen. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Kind – die Maxime für das Handeln bei EVIM. 

Mentoring für zukünftige Fachkräfte

Darüber hinaus sieht Schulze eine weitere Aufgabe im Mentoring für Studierende und Auszubildende. Einmal pro Woche bietet er den zukünftigen Fachkräften in den EVIM Kitas einen fachlichen Austausch an. Das sei für ihn in mehrfacher Hinsicht eine lohnenswerte Investition. „Als Arbeitgeber signalisieren wir, dass wir echtes Interesse an unseren Mitarbeiter:innen haben und entlasten damit zugleich die Einrichtungsleitungen bei ihren zusätzlichen Aufgaben.“

Viel Beratungsbedarf sieht Thomas Schulze auch bei Familien von Kindern beruflich Reisender. Dort ist EVIM mit einer mobilen Kita aktiv. „Zwei Jahre Pandemie haben diese Familien in eine schwierige Situation gebracht und der Beratungsbedarf ist sehr groß.“ Mittlerweile gebe es 20 Stammkinder, die in der Kita auf Rädern betreut werden, oft seien auch „Besuchskinder“ aus befreundeten Zirkusfamilien im Kitamobil zu Gast. Um den Familien beruflich Reisender noch wirksamer helfen zu können, ist er im Kontakt mit dem Sozialministerium. Auch das Frühlingsfest auf dem Elsässer Platz sei eine gute Möglichkeit, mit den Familien der Fahrgeschäfte in Kontakt zu kommen und Kooperationen mit Initiativen vor Ort aufzubauen. (von Heide Künanz)