Löwenstarkes Team für bienenfreundliche Grünflächen

Routiniert setzt Olaf Klein (2.v.l.) auf der Grünfläche vor dem Hessischen Ministerium für Finanzen in Wiesbaden das Steckholz an. Dann pflanzt er die Krokuszwiebel behutsam ein. Dass dabei der Trieb oben sein muss, wusste der sympathische 49jährige auch schon vor seinem Praktikum in der Schlockerhof-Gärtnerei. Er ist gelernter Gärtner mit Sachkundeprüfung für Pflanzenschutz.

Mit ihm arbeiten sechs Kollegen mit und ohne Behinderung, darunter Abteilungsleiter und Wildstaudenexperte Christoph Schuch (1.v.r.) und Lukas Schmidt (1.v.l.), der gerade sein freiwilliges soziales Jahr absolviert. Gemeinsam wurden die Beete angelegt und mit selbstgezogenen Wildstauden bepflanzt. Jetzt sind die insektenfreundlichen Blumenzwiebeln dran, insgesamt eintausend Krokusse und 100 Zierlauch-Zwiebeln für die Beete, die im kommenden Frühjahr für herrliche Farbtupfer auf dem Rasen sorgen werden. Und das an prominenter Stelle in Bahnhofsnähe und entlang der ‚Laufstrecke‘ zu den Sehenswürdigkeiten von Wiesbaden!

„Wir freuen uns natürlich sehr über diesen wunderbaren Auftrag“, berichtet Christoph Schuch. Entstanden ist der Kontakt in der Schlockerhof-Gärtnerei, als zwei Mitarbeiterinnen des Ministeriums sich im Gespräch mit Christoph Schuch zu dieser Idee mehrjähriger Beete inspirieren ließen. Ihr Vorschlag traf auf offene Ohren bei ihrer Behörde. Mit dem Wildstaudenexperten aus Hattersheim wurde daraufhin ein Konzept für die Bepflanzung entwickelt und Ende Oktober mit dem Schlockerhof-Team realisiert. Christoph Schuch ist auf „seine Truppe“ so richtig stolz, wie zum Beispiel auf Olaf Klein, der fachlich gut aufgestellt ist.

„Das wird einmal eine schöne bunte Wiese“, ruft dieser dem Chef zu. Mit strahlendem Gesicht erzählt der Gärtner aus Leidenschaft, dass er jetzt in diesem Arbeitsbereich beruflich ‚angekommen‘ ist. Zuvor war der Mann mit dem grünen Daumen über drei Jahre in der Reha-Werkstatt beschäftigt. „Ich war dort unterfordert“, fasst er für sich kurz zusammen. Nach einem Gespräch mit dem Fachpersonal wurden neue Wege gesucht – und gefunden. Durch die enge Vernetzung mit den Kollegen aus Hattersheim wechselte Olaf Klein Anfang Oktober in die Gärtnerei. Dort absolviert er in den nächsten drei Monaten ein Teilzeit-Praktikum. Denn er ist zudem über das Programm „Jobfabrik“ der Reha-Werkstatt auf einem Außenarbeitsplatz bei Fresenius. Sein großer Wunsch ist es, nach dem Praktikum auch in Hattersheim weiterbeschäftigt zu werden. An seiner Seite arbeitet Stefan Trumpp (vorn im Bild). Der Liebe wegen ist er vor einiger Zeit aus Franken ins Rhein-Main-Gebiet gezogen, berichtet er lächelnd. Zu dem privaten Glück kam auch das berufliche im Team der Gärtnerei.  Aus seiner alten Heimat bringt er Erfahrung in der Baumpflege mit. Daher passt das Angebot in Hattersheim so ganz zu seinen Interessen. Nur einen Fußballverein würde der unverkennbare Bayern-Fan noch suchen. Dann wäre sein Glück perfekt.

Auf Lukas Schmidt zählt Christoph Schuch ganz besonders. Der ehemalige Schüler der Heinrich-Böll-Schule in Hattersheim war im Rahmen eines Praktikums erstmals am Schlockerhof. Seine Erfahrungen dort waren für ihn so positiv, dass er sich für ein FSJ in der Hattersheimer EVIM Einrichtung entschieden hat.  „Ich hatte zuerst,  wie andere auch, Berührungsängste im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Das hat sich aber schon nach kurzer Zeit gelegt“, berichtet der junge Mann reflektiert. Was ihm besonders dort gefällt? „Ich bin sehr zufrieden mit meinen Kollegen. Es ist ein toller Arbeitsbereich!“  Beruflich sieht er seine Zukunft möglicherweise im Garten- und Landschaftsbau. Und er möchte auch künftig mit beeinträchtigten Menschen arbeiten. Das sei ihm durch seine Tätigkeit am Schlockerhof deutlich geworden.

Gemeinsam hat das Team den Auftrag geschafft. Nun braucht es noch Zeit, bis alles angewachsen ist und die Krokusse sprießen können. Weil sie Bienen und Hummeln anlocken werden, wird neben der Blumenwiese noch ein großes Insektenhotel installiert. Ein tolles Konzept, das vielleicht den einen oder anderen Nachahmer finden wird. Die Schlockerhof-Gärtnerei ist jedenfalls bereit dafür.