Menschen bei EVIM (III): Durch Ehrenamt näher am Beruf

Seit Beginn des Jahres ist Peter Rollmann als Projektbeauftragter für Arbeit und Beschäftigung dem Vorstand des Evangelischen Vereins für Innere Mission in Nassau zugeordnet. Zuvor ist er bei EVIM 28 Jahre lang in der Jugendhilfe tätig gewesen. In den vergangenen 18 Jahren als deren Leiter. Sein privates Engagement für Geflüchtete hat ihn nun wieder näher zu seinen beruflichen Wurzeln gebracht.

 „Es hat damit begonnen, dass 46 Geflüchtete gegenüber von unserem Haus eingezogen sind. Meine Familie wohnt über den Bach rüber auf der anderen Seite von Haus Tanneneck“, blickt Peter Rollmann auf das Jahr 2014 zurück. Zusammen mit gut zwei Dutzend weiteren Bürgerinnen und Bürgern habe man sich damals auf Einladung der Gemeinde Schlangenbad überlegt, was es bedeute, wenn die Geflüchteten dort einziehen und wie man das am besten vorbereite. Auf das Engagement seiner Mitmenschen, die sich vom Fußballverein bis zur Feuerwehr bei der Unterstützung eingebracht haben, sei er stolz. Kaum jemand ist jedoch örtlich so nah am Geschehen, wie seine Familie. „Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als da das Hotel Waldfrieden stand und weiß noch, wie mein Vater über den Lärm bei den Tanzveranstaltungen geflucht hat“, verdeutlicht Peter Rollmann. Natürlich sei es nicht nur leiser, wenn das Haus leer stehe. Es liege auch weniger Müll herum, als wenn eine Gemeinschaftsunterkunft darin untergebracht ist. Aber er habe kein Problem damit, auch mal rüber zu gehen und zu sagen, dass aufgeräumt werden muss.

Sinnvolles tun

„Anfangs saßen die alle im Haus und haben sich gelangweilt. Junge Männer im Alter meiner Kinder. Die strotzen vor Kraft und müssen raus und was erleben, was Spaß macht“, erläutert der 60-Jährige. Während seine Frau Marion in der Unterkunft eine Kleiderkammer initiiert hat, hat er die Sportbegeisterten im EVIM-Kleinbus jeden Montagabend zum gemeinsamen Fußballspielen mit den Alten Herren der Sportgemeinschaft Wambach gefahren. Beides Angebote, die im Laufe der vergangenen drei Jahre wieder eingestellt worden sind. Stattdessen ist das Thema Beschäftigung immer stärker in den Fokus gerückt. „Das haben wir oft auch bei EVIM diskutiert: Wo können wir die Leute einsetzen, wenn die sprachlichen Fähigkeiten noch fehlen? Es braucht einfache Arbeit, die wenig Erklärung erfordert“, berichtet Peter Rollmann. Beeindruckt habe ihn ein junger Eritreer, der ein Freiwilliges Soziales Jahr bei EVIM in der Schlocker-Stiftung absolviert habe. Damit er pünktlich in der Bäckerei oder im Laden sein konnte, sei er ein halbes Jahr lang werktäglich um halb sechs Uhr früh in Schlangenbad aufgebrochen.

Prinzip Verantwortung

Ein weiteres Betätigungsfeld sei auch die Unterstützung der Geflüchteten bei ihren Asylverfahren gewesen. Eine Aufgabe, bei der ihm die Übersetzungshilfen aus dem Internet sehr geholfen hätten. „Bei zwei Syrern aus Damaskus ist das Haus zerbombt worden. Da habe ich kein Bild von. Ich hatte mich immer glücklich geschätzt, dass ich zu einer Generation gehöre, die keinen Krieg kennt“, betont Peter Rollmann. Ein Privileg, das für ihn einher geht, mit der Verantwortung zu helfen. „Wo nehmen wir das Recht her zu glauben, dass wir das nicht tun müssten, wenn es anderen schlecht geht?“, ergänzt der studierte Sozialpädagoge, der auch über eine abgeschlossene Lehre zum Bankkaufmann verfügt. Umso glücklicher sei er, wenn ein Mann aus Syrien nach drei Jahren seine Frau und seine Kinder wieder sehen kann. Da Familien wie diese mittlerweile auch ihre eigenen Wohnungen beziehen können, unterstützt er nun vorwiegend deren Umzüge. An dieser Stelle kommen wieder eher die praktischen denn die fachlichen Bezüge zu seinem Beruf zum Tragen. „EVIM hat angeboten: Wenn Ihr Euch engagiert, dürft Ihr auf unser Equipment zurück greifen“, erläutert Peter Rollmann, warum inzwischen wieder Kleinbusse gefragt sind. Außerdem nutzten Bewohnerinnen und Bewohner des Haus Tanneneck nach wie vor die Möglichkeit, bei ihren Nachbarn zu klopfen, wenn sie Rat oder Hilfe benötigen.

Ausgezeichnete Hilfe

„Das Schöne an sozialer Arbeit ist, dass sie einem Anerkennung gibt. Auch durch mein Engagement für die Geflüchteten habe ich sehr viel Wertschätzung erlebt“, verdeutlicht Peter Rollmann. Ein äußeres Zeichen dafür ist die Äskulapnadel der Gemeinde Schlangenbad, die er gemeinsam mit zwei weiteren Helfern stellvertretend für das Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger erhalten hat. Darüber hinaus ist er durch das Ehrenamt aber auch wieder näher an die Grundlagen seines Berufs gekommen, in dem er schon so lange in Leitungsfunktion tätig ist.

von Hendrik Jung