Mission saubere Erde

Monika Wieschalla sammelt aus Überzeugung Müll und sucht Gleichgesinnte

 

Eine Reise hat das Leben von Monika Wieschalla (3.v.l.) für immer verändert. Die 52-jährige Heilerziehungspflegerin war 2011 auf Mallorca und erlebte nach einem heftigen Sturm, dass die eben noch so traumhafte kleine Bucht von Plastikmüll verschmutzt war. Anders als andere Urlauber, die einen Bogen darum machten, sammelte sie den Müll einfach ein. Seitdem lässt sie das Thema nicht mehr los.

Wo auch immer sie unterwegs ist gehören Plastikbeutel, die an einem breiten Ledergürtel befestigt sind und Handschuhe zur Grundausstattung der Hofheimerin, die seit fast 20 Jahren in der EVIM Wohnanlage Schlockerstiftung  in Hattersheim beschäftigt ist. Mit ihrem persönlichen Engagement, die Erde und damit die Schöpfung zu bewahren, hat sie inzwischen auch Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnanlage an der Dürerstraße begeistert. Eine kleine, muntere Truppe in wechselnder Besetzung ist unter ihrer Anleitung seit September regelmäßig unterwegs, um die Region von Müll zu befreien. Sie sammelt in Hattersheim und Umgebung aber auch in Parkanlagen, wie in denen der Landeshauptstadt. Fröhlich erzählt sie, dass die Gruppe sich in Sammler und Greifer aufgeteilt habe. Gemeinsam rücken beide Fraktionen, die einen mit blauen Müllsäcken und die anderen mit der langen Greifzange, dem Unrat in der Natur zu Leibe. „Es ist schon traurig, was sich da immer wieder ansammelt“, meint Wieschalla, die auch privat schon viel Müll gesammelt hat. Dafür hat sie sogar Urlaubszeit angespart und sich einen Lebenstraum erfüllt: einmal im Warmen zu überwintern und mindestens die Hälfte der Zeit die Strände von Müll zu befreien. Von Oktober vergangenen Jahres bis Anfang März diesen Jahres war sie in dieser Mission auf Galápagos, in Costa Rica und Panama unterwegs. Sie lernte Spanisch und fand eine Organisation, die sie in ihrem Anliegen unterstützte. Betroffen ist sie immer wieder davon, wie „Unmengen an Müll“ an Stränden angespült werden. Sei es an der Nordsee oder an den Stränden in Lateinamerika. Sind es in hiesigen Breitengraden vor allem Verpackungen von Süßigkeiten, Getränkedosen und Plastikgeschirr, besteht der Abfall in Lateinamerika vor allem aus „unvorstellbaren Mengen an Plastikflaschen.“ In Panama kamen zudem noch zahllose Plastikwindeln hinzu, die der Fluss ins Meer spült. Pro Tag sammelte sie allein davon etwa 20 Stück. „Windeln sind voller Mikroplastik. Es dauert rund 500 Jahre, bis eine Windel vollständig abgebaut ist.“ Sie erlebte, wie Armut zu diesem Dilemma beiträgt. „Viele Bewohner haben nicht das Geld, die Müllabfuhr zu bezahlen und oft keine Kanalisation.“ Die Windeln landen daher im Fluss.

Überall, wo Monika Wieschalla müllsammelnd unterwegs ist, erregt sie Neugier und Aufmerksamkeit. „Viele kommen zu mir und fragen mich, warum ich das mache“, berichtet sie. Besonders der Greifer, den ihr ihre Schwester bei einer Besuchsreise nach Panama brachte, fand allgemeines Interesse. Das Gerät, das Monika Wieschalla ‚Poldi‘ taufte, war nicht nur aus hygienischen Gründen ein unverzichtbares Helferlein. „Damit kam ich auch an den Müll in den Mangroven“, erinnert sie sich. Wie viel Müll sie in jenen sechs Monaten gesammelt hat, kann sie nicht genau sagen, „auf jeden Fall hunderte Kilo.“ Ihre Reise musste sie zwei Wochen früher als geplant abbrechen. Mit dem letzten offiziellen Flieger vor dem Lockdown landete sie gesund und wohlbehalten in Deutschland.

Ihr Leben kann sie sich ohne ein Engagement für Nachhaltigkeit nicht vorstellen. Privat oder mit den Bewohnern der Wohnanlage aus Hattersheim. Mitte November ging es gemeinsam zum Müllsammeln sogar in den Biebricher Schloßpark, ausgerüstet mit neuen stabilen Greifzangen. Birgit Leißner, Anja Werner und Frank Lukuza gehören bereits zum festen Stamm und sind mit Eifer dabei. „Vielleicht finden wir in Zukunft weitere Gleichgesinnte. Wir würden uns über Verstärkung freuen“, sagt Monika Wieschalla mit Blick auf das nächste Jahr. Und über noch etwas würde sich die sympathische Frau ganz besonders freuen: „Einmal im Wald zu sein, und keinen Müll zu finden.“ Bis dahin gibt es noch viel zu tun. (EVIM/Heide Künanz)

Foto (EVIM): v.l.n.r. Anja Werner, Birgit Leißner, Monika Wieschalla und Frank Lukuza rücken dem Müll zu Leibe – hier bei ihrer Sammelaktion rund um den Schlockerhof.