Mit Leib und Seele dabei

Vor zwei Jahren ist Günter Hofmann (Foto) zur neuen Wildpflanzen- und Kräuterabteilung auf dem Hattersheimer Schlockerhof gestoßen. Fragt man den 59jährigen nach seinem größten Wunsch, lacht er und sagt „hier bleiben zu können“. Dabei gäbe es noch ein paar andere Dinge, die er sich wünschen könnte: zum Beispiel, dass der Krebs nicht wiederkommt.

Zwei Jahre ist die Operation am Kehlkopf her. Was folgte war der Verlust der Sprache, fünf weitere Operationen und drei Monate Krankenhausaufenthalt. Beruflich ging in dieser Zeit gar nichts mehr. Zum Glück hatte der gebürtige Offenbacher den großen Rückhalt seiner Partnerin. „Es ist beeindruckend, wie er sich ins Leben zurück gekämpft hat“, sagt Projektleiter Christoph Schuch aus der EVIM Gärtnerei. Das Wiedererlenen der Sprache, das anstrengende, metallische Reden, das Atmen über die Öffnung im Hals. Die Überwindung der Niedergeschlagenheit, die ihn nach Krankheit und Arbeitslosigkeit überkam.

Genau richtig

Günter Hofmann lächelt das alles weg. Täglich kommt er aus Okriftel mit dem Fahrrad zur Arbeit, hört gerne Reggae oder Rockmusik und kümmert sich auch um seinen Hund Sied. Bevor Günter Hofmann zum Schlockerhof kam, war die EKOM, die Zweigstelle der REHA-Werkstatt in Hattersheim, der erste Anlaufpunkt, um zurück ins Leben zu finden. Hier startete er seine Maßnahme zur beruflichen Rehabilitation. Da er am liebsten an der frischen Luft ist, war für ihn die Gärtnerei genau das Richtige. Günter Hofmann hat sich schnell in das Wildpflanzen-Team um Irmela Harz, Christoph Schuch und Rüdiger Zapp eingefunden. Hier gibt es jede Menge zu tun. Zweimal die Woche wird ein Supermarkt mit frisch geernteten Küchenkräutern beliefert, dazu kommen ein Bistro, eine große Kantine und ein Edelrestaurant in Frankfurt. Darüber hinaus lässt ein Berliner Startup für südhessische KITAS und Schulen Gemüsesetzlinge auf dem Schlockerhof anziehen. Jüngst hat das Wildpflanzen-Team ein knapp einhundert Quadratmeter großes bienenfreundliches Beet in Hochheim angelegt.

"Eine bunte Truppe"

Fragt man Rüdiger Zapp, Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung, ist der 52jährige Landschaftsgärtner voll des Lobes über seinen Mitarbeiter. Er schätze vor allem an ihm Loyalität und Ehrlichkeit sowie die fachliche Erfahrung und Leidenschaft für das Gärtnern. „Er ist einfach ein positiver Typ, eine coole Erscheinung.“ Im Wildpflanzen- und Kräutergarten sei Hofmann nicht mehr wegzudenken, finden auch andere im Team. Nicht nur, weil er auch Gießdienste am Wochenende übernimmt und die Kollegen dadurch entlastet. Er sei für manch jüngere Mitarbeiter „wie ein großer Bruder“ und trotz des sprachlichen Handicaps gibt es immer mal was zu lachen.

„Wir sind eine bunte Truppe und ein tolles Team“, freut sich Schuch. „Hier arbeiten Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, FSJ-ler, Menschen, die Sozialstunden ableisten oder Mitarbeiter, die von einem Außenarbeitsplatz zurück in die Werkstatt gegangen sind und zwischen Glockenblumen, Mangold & Co ihren Platz gefunden haben.“ Sie alle lieben die körperliche Arbeit zwischen Wildblumen und duftenden Kräutern auf einem der besten Böden des Landes und sind von der nachhaltigen, sinnstiftenden Arbeit überzeugt.

(Foto: EVIM)