Mittendrin statt am Rand - Zwei Jahrzehnte Psychosoziale Zentren

Ein würdiger Anlass zu feiern und zu informieren war das 20-jährige Jubiläum der Psychosozialen Zentren in Wiesbaden. Dafür machten sich beide Träger, die Werkgemeinschaft Rehabilitation (WRW) und die EVIM Gemeinnützige Behindertenhilfe GmbH, in der Öffentlichkeit stark.

(evim) Der Mauritiusplatz, mitten in der Fußgängerzone, war heute ein echter Hotspot an Kreativität, Mitmachaktionen, Live-Musik und vielfältigen Informationen rund das Thema Gemeindepsychiatrie. Die große Ausstellung am repräsentativen Standort mitten in Wiesbaden wurde von fünf Themen-Gruppen beider Träger gestaltet und zeigte die ganze Fülle der Angebote und Unterstützungsleistungen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Ursula Bender, stellvertretende Leiterin im Lindenhaus, lobte die enge Zusammenarbeit: „ Es war eine tolle Erfahrung, in den vergangenen sechs Monaten Hand in Hand dieses Jubiläum vorzubereiten.“

Robin Williams und Frida Kahlo

Stolz präsentierten EVIM Fachpersonal und Klienten eine umfangreiche Schau über berühmte Persönlichkeiten aus der Vergangenheit, die mit psychischen Problemen lebten und Spuren hinterlassen haben, darunter die Malerin Frida Kahlo, Marilyn Monroe, der Schauspieler Robin Williams oder der Komiker Heinz Erhardt. EVIM Mitarbeiterin Maria Burkhardt leitet seit neun Jahren das Biografieprojekt, in dem sich die Klienten kreativ mit einer Persönlichkeit aus der Vergangenheit auseinandersetzen, Informationen sammeln und sie in eine Collage übertragen. „Die Beschäftigung mit anderen hilft, den oft sehr stark auf sich selbst gerichteten Blick in eine andere Richtung zu lenken“, beschreibt Burkhardt ein Ziel dieses Angebotes. Der ganzheitliche Ansatz ist nach ihren Worten bei diesem Projekt besonders wichtig: Wissen erwerben, die Erkenntnisse kreativ umsetzen und präsentieren. „Für mich ist diese Ausstellung in der Öffentlichkeit die Krönung“, freut sich Maria Burkhardt über den großen Erfolg dieser Aktion.

Präzision im Kunsthandwerk

Am benachbarten Stand erneuert Cornelia Beudt gerade das Flechtwerk an einem alten Stuhl – ein Liebhaberstück. Mit handwerklichem Geschick befestigt sie die Flechtrohrschienen auf der entkernt Stuhlfläche und restauriert so das alte, liebgewordene Möbelstück mit großer Präzision. Cornelia Beudt ist Klientin der WRW und liebt diese alte Handwerkskunst. Voller Freude berichtet sie von außergewöhnlichen Aufträgen im Stuhlflechten wie zum Beispiel die Reparatur einer Sitzbank, an der sich drei Klienten beteiligten.

Mit einer großen Verkaufsausstellung kunsthandwerklicher Produkte zeigten die Klienten der Tagesstätte in der Sartoriusstraße ihr Können. Ob witzige Magnetsticker oder zauberhafte Kartenmotive – wer eine Kleinigkeit als Geschenk suchte wurde hier garantiert fündig. Auf viel Interesse stießen auch die Entspannungsangebote wie zum Beispiel QiGong, die auf dem Mauritiusplatz einfach mal ausprobiert werden konnten. In der Pause gab es Live-Musik und, für die Liebhaber süßer Speisen, ein wunderbares Kuchenbuffet.

Einfach dabei sein

Der Tag in der Öffentlichkeit, mitten in der stark frequentierten Fußgängerzone in Wiesbaden, war überaus gelungen. Die Klienten präsentierten stolz das, was sie sich selbst erarbeitet haben. Einfach dabei sein - mittendrin im Leben, wahrgenommen, anerkannt und respektiert werden - ist ein sichtbares Ergebnis fachlicher Arbeit und unermüdlichen Engagements der Gemeindepsychiatrie in den vergangenen zwei Dekaden.

Hintergrund
Psychosoziale Zentren (PSZ) entstanden vor 20 Jahren, als der Landeswohlfahrtsverband Hessen beschloss, bestehende gemeindepsychiatrische Angebote zu bündeln und Leistungen aus einer Hand für die betroffenen Menschen anzubieten. Dabei wurden in einem PSZ jeweils das ambulante Betreute Wohnen, eine Tagesstätte sowie eine Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB) zusammengefasst. Für Wiesbaden wurden drei Zentren eingerichtet. Eines in Trägerschaft von EVIM (PSZ Ost) und zwei in Trägerschaft der WRW (PSZ Mitte und PSZ Süd).
Rund 100 Menschen suchen die Tagesstätten in Wiesbaden regelmäßig auf. Zudem gibt es zwei spezialisierte Tagesstätten mit je etwa 15 Plätzen. Zum einen für Menschen mit Korsakow-Syndrom im PSZ Süd, zum anderen für junge psychisch Kranke („Vivo“) im PSZ Mitte. Der dritte Bereich der Zentren ist das ambulante Betreute Wohnen für derzeit ungefähr 500 Menschen in Wiesbaden.