Orgelsanierung: Die ‚Königin der Instrumente‘ erstrahlt in neuem Glanz

Andächtig lauscht das Publikum im Ludwig-Eibach-Haus den Klängen der kleinen, feinen Bauer-Orgel, die nach aufwändiger Sanierung mit einem Festkonzert im Advent eingeweiht wurde. Der Horst-Hammerstein-Saal in Wiesbaden ist bis auf den allerletzten Platz gefüllt. Gabriele Blaudow, Organistin der Thomaskirchengemeinde, spielt klassische Werke von Bruhns und Stanley und begeistert die Zuhörer, darunter auch Manfred Fink, der als Ehrenamtlicher den klaren und sauberen Klang des Instrumentes lobt.

„Es ist ein schon ein besonderes Glück, dass ein Pflegeheim eine richtige Orgel besitzt. Nicht nur für wache Kunstgenießer ist das schön, sondern auch für Menschen mit Demenz, die beim Hören der Orgel sofort alle Fremdheit vergessen und sich in einer Kirche heimisch fühlen“, sagt Felicitas Muntanjohl, Pfarrerin und Altenheimseelsorgerin. Die Orgel mit 6 Manualregistern und einem Pedalregister stammt aus den 70er Jahren und wurde nach den damaligen Klangwünschen gestaltet. Bei unzähligen Gottesdiensten erfreute die ‚Königen der Instrumente‘ mit ihrem Klang. Doch Hitze und Kälte im Saal haben dem Instrument arg zugesetzt. Deshalb kamen Pfarrerin Muntanjohl, Ingrid Schmidt-Viertel, Leiterin des Sozialdienstes und Organist Wulf Eggert zu dem Schluss, ihr eine notwendige Kur zu verordnen.

Im Dezember 2011 prüfte der Orgelsachverständige der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, Thomas Wilhelm, die Orgel „auf Herz und Nieren“ und stellte erheblichen Reparaturbedarf fest: Die Pfeifen müssen gereinigt und zum Teil wieder gerade gebogen werden, die Ventilbeläge beginnen sich aufzulösen und lassen Luft entweichen, Holzpfeifen haben Risse, die Register, (die durch Knopfzug eine bestimmte Stimmlage wie Flöten oder Trompeten erklingen lassen), müssen neu eingestellt werden. Die Pedalbeleuchtung weist Brandspuren auf. Und auch die quietschende Orgelbank muss erneuert werden.


Das alles kostete viel Geld. Das Planungsteam hatte sich vorgenommen, einen möglichst großen Anteil durch Spendenaktionen aufzubringen. Mit viel Engagement unterstützte Regina Clos das Fundraising mit Flyern und dem Verkauf ihrer schönen Fotokarten. Ingrid Schmidt-Viertel holte sich Rat bei befreundeten Kirchengemeinden und sammelte ideenreich Spenden. Sie organisierte Benefiz-Konzerte zum Beispiel mit Gabriela Blaudow/Orgel und Peter Goldsche/Flöte, Dr. Michael Heymel und Felizitas Muntanjohl/Gesang. Beim Sommerfest 2012 wurde mit einer großen Original-Orgelpfeife um Spenden geworben. Die freien Kollekten der Gottesdienste im Pflegeheim wurden für die Sanierung des Instrumentes verwendet; viele Angehörige spendeten nach der Beerdigung von Bewohnern für die Orgel. Gleichzeitig beauftragte der EVIM Vorstand die Sanierung des Horst-Hammerstein-Saals, denn, so Pfarrer Matthias Loyal beim Dankeschön-Festkonzert im Advent: „Es wäre ein Frevel gewesen, die (alte) neue Orgel in einem noch nicht erneuerten ‚Zuhause‘ zu belassen.“ So stellte EVIM die finanziellen Mittel, um das Dach zu dämmen, die Fenster und den Fußbodenbelag zu erneuern.
Auch durch die Unterstützung der Ev. Thomasgemeinde und des Evangelischen Dekanats Wiesbaden stiegen die Einnahmen auf den Spendenkonten der Ev. Altenheimseelsorge und bei EVIM kontinuierlich an. Mit insgesamt 7.370 Euro wurden etwa 80 Prozent der erforderlichen Mittel durch Spenden und tatkräftige Unterstützung erzielt.  „Das ist ein tolles Ergebnis! Wir sind allen Spendern von Herzen dankbar“, sagten die beiden Theologen hocherfreut zum Empfang.

Orgelbaumeister Gregor Feld, der mit seiner Firma in Norheim/Nahe für die meisterliche Reparatur verantwortlich zeichnete, erläuterte im Detail seine Arbeit und ermöglichte Besuchern auch den Blick ‚hinter die Kulissen‘. Drei Monate dauerte die Sanierung. Dafür musste die Orgel sogar ausgelagert werden. Für den Orgelbaumeister ist die Disposition der Orgel interessant: Ein Zungenregister für eine Orgel dieser Größe sei ungewöhnlich.

Zum Festkonzert lud Felicitas Muntanjohl ein, den Horst-Hammerstein-Saal wieder mit Leben zu füllen. „Wir sind zeitlebens Baumeister des Glücks. Hier ist uns ein Raum gegeben als Schenkende und Beschenkte, als Hoffende und Erwartende.“ Der Klang der erneuerten Orgel lässt dieses Glück hörbar und spürbar werden.