Aktuell - angesichts der angespannten Lage und momentanen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie - erscheint es fast unwirklich. Doch noch vor wenigen Wochen war ich auf einer Reise in Uganda, Tansania und Malawi. Einer Dienstreise von EVIM. Denn neben den rund 150 Freiwilligen in Deutschland, betreuen wir von der Abteilung Freiwilliges Engagement auch bis zu 10 Freiwillige, die einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst im Ausland machen.
Der Kontrast könnte kaum größer sein. Damals: Aufregende Besuche von Projekten und Kooperationspartnern in einem malawischen Dorf. Klatsch- und Tanzspiele mit den Freiwilligen und den Kindern des dortigen Kindergartens. Gedrängtes Sitzen in den üblichen Transportmitteln: zu dritt auf einem Motorradtaxi oder eingeklemmt zwischen Unbekannten – mit neun Leuten in einem Taxi. Lautes Treiben auf einem Markt in der malawischen Hauptstadt Lilongwe. Überall Menschen. Immer unter Strom.
Jetzt das Kontrastprogramm: Homeoffice in der hessischen Provinz. Blick auf grüne Wiesen, Wald und menschenleere Straßen. Die sozialen Kontakte, beschränkt auf das Nötigste. Leere Busse und Bahnen. Umso schöner, sich jetzt die bunten Bilder in Erinnerung zu rufen:
Meine Reise begann in Uganda, wo ich von unserem Kooperationspartner Ronald Kiwalabye vom Flughafen abgeholt wurde. Er begleitete mich die ersten Tage und gab mir einen Einblick in sein Schools Tree Project in Jinja, am Viktoriasee und der Quelle des Nils. Gemeinsam besuchten wir Schulen, hielten dort Workshops zu Umweltthemen und pflanzten mit den Schülerinnen und Schülern Bäume auf dem Schulgelände. Ab nächstem Jahr sollen dort auch Freiwillige von EVIM mitarbeiten.
Wir besuchten auch die NGO Kachep in Karamoja, im Norden des Landes. In dieser sehr trockenen Region liegt die Armutsrate bei weit über 50 %. In den Jahren 1980 und 2011 war die Region von einer besonders schweren Dürreperiode und einer gravierenden Hungersnot betroffen. Allein 1980 starben 21 % der Bevölkerung, darunter 60 % der Kinder. Bis heute ist die Region auf Hilfen des Welternährungsprogramms der UN angewiesen. Kachep unterstützt durch ein Aufforstungsprojekt und eine Anlaufstelle zur Untersuchung und Behandlung von krankem Vieh.
Von Uganda ging es dann weiter nach Tansania, besser gesagt in die Küstenstadt Dar Es Salaam, die größte Stadt Tansanias. Dort besuchte ich den Kindergarten Colerosa Daycare. Seit Sommer 2019 arbeiten hier das erste Mal Freiwillige von EVIM mit.
Von Tansania aus reiste ich weiter nach Malawi auf das Zwischenseminar der dort eingesetzten Freiwilligen. Umgeben von wunderbarer Natur und schreienden Affen auf dem Zomba-Plateau, reflektierten wir mit 8 jungen Menschen unterschiedlicher Organisationen ihre Erfahrungen des ersten halben Jahres in Malawi, besuchten soziale Projekte und beschäftigten uns gemeinsam mit entwicklungspolitischen Themen. Im Anschluss reiste ich mit den beiden EVIM-Freiwilligen Benni und Franz zu ihren Einsatzstellen nach Mpamba in der Nähe von Nkhata Bay am wunderschönen Malawisee. Vor Ort bekam ich einen Einblick in ihre Einsatzstellen: eine Grund- und eine weiterführende Schule sowie einen Kindergarten. Auch wenn vieles ähnlich ist, unterscheiden sich die Institutionen stark von deutschen Schulen und Kitas; z.B. in der Ausstattung, den Klassengrößen und schwindelerregenden Betreuungsschlüsseln. Besonders beeindruckt war ich von der jungen Erzieherin, einer absoluten Powerfrau, die voller Elan mit 30 Kleinkindern tanzt und singt und dabei gleichzeitig auf ihr eigenes Baby aufpasst.
Mit vielen Eindrücken, gefestigten und neu geschlossenen Partnerschaften kehrte ich Anfang März nach Deutschland zurück. An den Flughäfen herrschte bereits angespannte Stimmung und verschiedene Vorsichtsmaßnahmen wegen Corona. Das Ausmaß dieser Krise war damals allerdings noch nicht abzusehen:
Am 16. März entscheidet das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ), das für das Programm weltwärts verantwortlich ist, dass alle Freiwilligen aufgrund der Corona-Pandemie auf schnellstem Wege zurück nach Deutschland geholt werden müssen. Alle Freiwilligen von EVIM konnten zum Glück noch in der gleichen Woche zurückfliegen. Auch Benni und Franz sind wieder in Deutschland.
Jetzt bleibt zu hoffen, dass sich die Lage weltweit entspannt und wir unsere neuen Kontakte nutzen können, um in diesem Sommer wie geplant neue Freiwillige nach Ghana, Benin und Malawi zu entsenden. (von Carolin Albert)
Foto (C. Albert): Freiwilligendienstler in einem Kindergarten in Malawi.
Weitere Informationen zum Auslandsdienst bei EVIM finden Sie unter www.evim-freiwillig.de.