„Wir sind EVIM“ im Hochtaunuskreis - ein starkes Netzwerk setzt viel in Bewegung

EVIM im Hochtaunuskreis: das bedeutet jede Menge Fachkompetenz in unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Um von Synergieeffekten in der Arbeit zu profitieren, wurde im Ergebnis einer EVIM Gesamtkonferenz ein Netzwerk ins Leben gerufen, das EVIM in der Region stärkt und mittlerweile eine echte Erfolgsstory ist.

Die EVIM Bildung sucht eine Transportmöglichkeit für einen autistischen Schüler, die Jugendhilfe einen Praktikumsplatz für eine Betreute und die Altenhilfe Unterstützung beim Waffelbacken mit den Senioren. Für all das und vieles andere mehr findet sich auf kurzem Weg eine Lösung, wenn Kolleg:innen so eng und gut zusammenarbeiten wie im EVIM Netzwerk Hochtaunuskreis. Zweimal im Jahr treffen sich leitende Mitarbeiter:innen der unterschiedlichen Arbeitsfelder, um sich über die aktuelle Themen auszutauschen und konkrete Projekte oder Anfragen zu besprechen. 

Konkrete Hilfe sorgt für mehr Teilhabe

Markus Stolz, Pflegedienstleiter in der Flersheim-Stiftung, erinnert sich: „Noch vor vier Jahren wussten wir kaum, welche Angebote und Einrichtungen es von EVIM hier im Hochtaunuskreis gibt.“ Inzwischen sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstanden, die die tägliche Arbeit in vielfältiger Hinsicht bereichere. Auch vier Jahre nach der Auftaktveranstaltung ist die Begeisterung spürbar, die das Netzwerk bis heute auszeichnet. „Das erste Treffen mit rund 30 Teilnehmer:innen unter dem Leitgedanken „Wir sind EVIM“ fand in Wehrheim statt. In mehreren Arbeitsgruppen wurden damals Ideen und Projekte zusammengetragen, um von Synergieeffekten für die Arbeit zu profitieren“, berichten Cornelia Franke, die die Flersheim-Stiftung leitet und Thomas Baecker, Regionalleiter der Jugendhilfe. Im Ergebnis entstand zum Beispiel eine Telefonliste, die für eine schnelle Kontaktmöglichkeit zu wichtigen Ansprechpartnern von EVIM im Hochtaunuskreis sorgt. Besonders erfreulich sind die Erfolge, die in ganz konkreten Fällen mehr Teilhabe ermöglichen. So berichtet Schulleiterin Sandra Steube beim Netzwerktreffen Anfang Oktober in der Flersheim-Stiftung davon, dass die Kolleginnen aus der Altenhilfe kurzerhand einen Rollstuhl zur Verfügung stellten, um einem stark autistischen Schüler den Gruppen-Ausflug zu ermöglichen. Oder dass betreute Jugendliche in den Seniorenzentren die Chance für ein Praktikum, eine Ausbildung oder ein FSJ erhielten. Für den einen oder anderen war das sogar eine berufliche und persönliche Orientierung, „wenn auch nicht alle die Anforderungen bewältigen konnten“, ergänzt Cornelia Franke. Irina Adolph, Einrichtungsleiterin im Kortheuer-Haus freute sich darüber, dass ein Jugendlicher mit einer schwierigen Biografie in der Haustechnik des Seniorenzentrums eine neue Chance bekam und dort die Arbeit wirksam unterstützt. 

Regionale EVIM Netzwerke bringen viel in Bewegung

Für Sandra Steube ist die bereichsübergreifende Zusammenarbeit bei EVIM von jeher besonders wertvoll. „Mit der Behindertenhilfe im Main-Taunus-Kreis arbeiten wir schon viele Jahre gut zusammen. So konnten Betreute im Schlockerhof ein Praktikum aufnehmen und eine Klientin zur Wohnanlage vermittelt werden.“ Im Main-Taunus-Kreis gibt es – analog zur Kooperation im Hochtaunuskreis – ebenfalls ein starkes EVIM Netzwerk. Das konnte auch Thomas Baecker bestätigen: „Wir haben inzwischen schon den vierten Praktikanten aus dem Main-Taunus-Kreis!“ Dankbar berichtet Thomas Baecker auch davon, dass die Flersheim-Stiftung das Catering für das Regionalleiter:innentreffen der EVIM Jugendhilfe im Juli ausgerichtet habe. „Das war eine super Entlastung für uns“, so Baecker. Ein anderes Projekt, das erklärte Lieblingsprojekt von Markus Stolz, musste - wie so viele weitere Ideen - coronabedingt verschoben werden: das gemeinsame Waffelbacken von Jung und Alt. Aber auch der bevorstehende Open-Air-Weihnachtsmarkt am Kortheuer-Haus bietet sich für ein Projekt von Senioren und Schülern an. „Über Unterstützung oder einen Stand würden wir uns sehr freuen“, sagte Irina Adolph Einrichtungsleiterin in Usingen. Das traf bei Sandra Steube auf offene Ohren, die diese Anregung im Bereich besprechen wird. Geplant sei auch ein Bewohnerausflug in der Altenhilfe im kommenden Jahr, wofür man sich sehr Unterstützung beim Transport wünsche.

Ein Thema, was allen Kolleg:innen aus dem Hochtaunuskreis unter den Nägeln brennt, ist Entlastung bei den anfallenden Arbeiten der Haustechnik. So entstand bei einem früheren Netzwerktreffen die Idee, sich eine Hausmeisterstelle zu teilen. „Das bietet aus unserer Sicht nur Vorteile“, so das Fazit der Netzwerkpartner:innen. Damit ließen sich die Fahrten von Technikpersonal aus Wiesbaden und die Kosten reduzieren. Und, im Bedarfsfall, wäre Hilfe für die Einrichtungen auf kurzem Weg erreichbar.

Neben konkreten Anfragen und Ideen geht es bei dem kollegialen Austausch immer auch um ein Update zur Arbeit in den einzelnen Bereichen. Wie überall bei EVIM entsteht auch im Hochtaunuskreis viel Neues. Seien es die Bauvorhaben in der Flersheim-Stiftung, die neue Struktur in den Wohnbereichen im Kortheuer-Haus, die Schaffung neuer intensivpädagogischer Angebote oder das Bauprojekt in Wehrheim. Die Herausforderungen, die die tägliche Arbeit prägen, wachsen auch im Hinblick auf eine sich rasch ändernde Gesellschaft, zum Beispiel in Bezug auf die Fachkräftesituation oder den stetig wachsenden Bedarf bei Kindern und Jugendlichen, die intensiv betreut werden müssen. Die Pandemie habe diese Entwicklung beschleunigt. Ein starkes EVIM Netzwerk in der Region ist in jeder Hinsicht eine wertvolle Hilfe, von der alle Arbeitsfelder profitieren, wie im Hochtaunuskreis oder im Main-Taunus-Kreis. „Wir sind richtig gut“, freut sich Markus Stolz und erntet dafür von allen Seiten Zustimmung.
(von Heide Künanz)

Foto (EVIM): v.l.n.r.  Sandra Steube, Cornelia Franke, Irina Adolph sowie Thomas Baecker, Markus Stolz und Volker Brambilla, der neu für den Sozialen Dienst in der Flersheim-Stiftung zuständig ist.