Jeremias Köhler (stellv. Kita-Leitung) und Sabrina Popperl (Leiterin Kita am Schlockerhof), Theresa Saup (Projektleitung KitabR) und Teamkolleginnen Jana Roth und Bianca Meser machten sich für das neue Gruppenangebot für Kita-Kinder beruflich Reisender stark.

Die Kita-Kinder beruflich Reisender lernten sich durch das neue Angebot auch untereinander kennen.

Ein freundliches Hallo mit Winken ...

... und ein ganz herzliches Dankeschön zum Abschied!

Zum ersten Mal gemeinsam in die Kita - Neues Gruppenangebot der Kita für Kinder beruflich Reisender kam hervorragend an

Jesu (5) und John (6) sind für den Tag ausgerüstet. Sie haben ihren Rucksack dabei und die Hausschuhe in der Hand. Ganz so, als ob sie in ihre mobile Kita für Kinder beruflich Reisender gehen würden, die zu den Festplätzen oder Gastspielorten fährt, an denen ihre Eltern für einige Zeit arbeiten. Diesmal ist für sie und ihre Eltern jedoch vieles ganz anders.

Für insgesamt fünf Kinder aus Schausteller- und Zirkusfamilien, die von EVIM in dem einzigartigen Bildungsangebot in Hessen betreut werden, öffneten sich in der letzten Juni-Woche die Türen zur EVIM Kita am Schlockerhof. Zuvor wurden alle beruflich Reisenden, die zu diesem Zeitpunkt an Standorten in der Nähe von Hattersheim waren, von EVIM angeschrieben. In dem Brief wurden sie über das erstmalig organisierte Gruppenangebot für ihre Kinder informiert und eingeladen, sie daran teilnehmen zu lassen.

„Kinder beruflich Reisender haben nur sehr begrenzte Möglichkeiten, mit anderen Gleichaltrigen Kita-Alltag in einer Gruppe zu erleben“, berichtet Projektleiterin Theresa Saup. Das sei im gewissen Rahmen im Kita-Mobil nur auf den Festplätzen möglich. „Im Kita-Alltag in unserer Kita auf Rädern sind sie zumeist nur mit wenigen oder einzelnen Kindern der jeweiligen Familie zusammen.“ So entstand die Idee, EVIM intern zu kooperieren, um das Versuchsprojekt umzusetzen. Die Idee wurde in der EVIM Kita am Schlockerhof in Hattersheim begeistert aufgenommen, die sich als Projektpartner anbot. Es wurde ein Raum gefunden, in dem die Gast-Kinder genug Platz zum Spielen, Toben und sich Kennenlernen hatten, denn auch die Kinder der beruflich Reisenden kannten sich untereinander noch nicht.

Neugierig und voller Vorfreude kamen die Mädchen und Jungen in Begleitung ihrer Eltern in Hattersheim an. Wie im Kita-Mobil auch hatten alle ihren Rucksack und ihre Hausschuhe dabei, „die erste Gemeinsamkeit, die sie miteinander entdeckten“, erinnert sich Theresa Saup. Nach einer kleinen Führung für alle Angereisten, verabschiedeten sich die Eltern von ihren Jüngsten. Die Kinder spürten dann im Morgenkreis, dass es zwischen ihrem Kita-Alltag und der Kita in Hattersheim noch weitere Gemeinsamkeiten gab. Nach dem Morgenritual und einer Begrüßungsrunde hatten die Kinder in der Freispielphase Zeit, sich weiter kennenzulernen. In angeleiteten Gruppenspielen wurde versucht, das Teamgefühl der Kinder zu stärken. Ein Highlight war für Jesu das Mittagessen in großer Runde mit allen anderen Kindern. „Das hat lecker geschmeckt! Können wir morgen wieder hier essen?“, wollte der aufgeweckte Junge wissen, der mithalf, das Geschirr mit den anderen Kindern abzuräumen.

Nach dem Essen ging es ins Freie. „Ob beim Fußballspielen, beim Klettern oder Basteln, auch die Kinder der Regel-Kita waren sehr neugierig, die Gast-Kinder kennenzulernen“, beobachteten die Fachkräfte. Stolz berichteten sie von ihrer Lebenswelt: „Ich wohne in einem großen Wohnwagen und in so einen gehe ich auch sonst in den Kindergarten“, erklärte John seinem Sitznachbarn beim Basteln. Das machte die anderen so neugierig, dass das Kita-Mobil kurzerhand vor der Kita geparkt wurde und es sich alle anschauen konnten. Nach fünf Stunden wurden die Kinder der beruflich Reisenden von ihren Eltern abgeholt. „Ich hätte nie gedacht, dass meine Tochter so lange durchhält beim ersten Mal weg von Zuhause“, sagte die Mutter der vierjährigen Hailey. Und die Mutter von Jesu stellte allen Fachkräften ein großes Lob aus: „Ich finde das richtig gut, was ihr da macht. Wenn ich meinen Jungen so sehe, geht mir das Herz auf!“

Ganz euphorisch kamen die Kinder an den darauffolgenden zwei Tagen an und fanden sich immer besser zurecht. Die Fachkräfte bestätigten, dass das „Gruppengefühl der Kinder gewachsen ist und sie immer mehr Lust hatten, andere Kinder kennenzulernen.“ Und Jesu habe in John sogar einen neuen Freund gefunden, den er glücklich seinem Vater vorstellte.

Als Dank für die schöne und gewinnbringende Zeit gestalteten die Kinder der beruflich Reisenden ein buntes Plakat für die Hattersheimer Kita-Leiterin Sabrina Popperl und ihr Team. Sie sagte zum Abschied: „Ihr seid jederzeit wieder herzlich willkommen!“ Nach diesem so erfolgreichen Start in der Kita am Schlockerhof sollen solche Angebote künftig einmal im Monat stattfinden. (ts/hk)

Hintergrund

Die Kita für Kinder beruflich Reisender zeichnet sich in ihrer Einzigartigkeit vor allem in den Punkten Mobilität und Flexibilität aus. Die an die Rahmenbedingungen und Lebenswelt angepasste Kita für beruflich reisende Familien (überwiegend Circus- und Schaustellerfamilien) ist im Vergleich zu Regel-Kitas nicht an einen festen Ort gebunden. Die Fachkräfte suchen die Familien an ihren wechselnden Standorten auf und ermöglichen ihnen frühkindliche Bildung. Durch diese Flexibilität kann sehr individuell mit den einzelnen Kindern und Familien gearbeitet werden. Auch wenn das Mobile Konzept viele Vorteile für die Familien mit sich bringt, kann in vielen Fällen der Kita-Alltag nur mit wenigen oder einzelnen Kindern der jeweiligen Familie stattfinden. Um den Kindern die Erfahrung der Interaktion mit anderen Kindern im Kita-Kontext weiter zu ermöglichen, wurde das neue Gruppenangebot mit Kindern beruflich Reisender in einer Regel-Kita konzipiert. (ts/hk)