Zusammenbleiben ein Leben lang

Als Helmut Schäfer während einer beruflichen Reise nach Hamburg ein Radio kaufte, ahnte er nicht, dass ihn dies in die Arme seiner heutigen Ehefrau führen würde. Der Maler und Tapezierer brachte das Gerät, das die damals verbreiteten Tonbänder abspielte, von einem Montage-Aufenthalt mit. Aus heutiger Sicht wäre der Apparat wohl unhandlich und aufwändig zu bedienen. Für junge Menschen, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg aufwuchsen, war das mobile Tonbandgerät jedoch der letzte Schrei.

Der Handwerker fand Arbeit in Okriftel, wo er Roswitha Müller kennenlernte. Sein neues Radio hatte er immer im Gepäck. Bald schon trafen sich die beiden, um gemeinsam Schlagermelodien zu hören. „Mit 17 fängt das Leben erst an“, lautete einer der Titel, an den sich Helmut Schäfer bis heute lebhaft erinnert. Die frisch Verliebten trafen sich am „Dalles“ - dem Okrifteler Ortskern, und schon bald war klar, dass sie zusammen gehören. Das alte Tonbandradio gibt es heute längst nicht mehr. Helmut und Roswitha Schäfer sind jedoch immer noch ein Paar. Aus den ersten gemeinsamen Stunden wurden Monate und Jahre. Heute leben beide in unterschiedlichen EVIM Einrichtungen für Senioren unter einem Dach in Hattersheim. „Wir sind dann zusammen geblieben“, sagt Helmut Schäfer – als  sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. Während er den Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ableistete, habe er telefonisch und in Briefen mit Roswitha Kontakt gehalten.

Dabei war es alles andere als selbstverständlich, dass sich die beiden überhaupt kennenlernten.  Helmut Schäfer erblickte im nordhessischen Melsungen das Licht der Welt. In Niederaula habe er den Beruf des Malers und Tapezieres erlernt, berichtet der 79-Jährige. In den Main-Taunus-Kreis verschlug es ihn nach dem Hamburg-Aufenthalt, weil ihm ein Pinselvertreter Arbeit bei einem Malermeister in Okriftel vermittelte. Zufall war also definitiv im Spiel. Nach der ersten Begegnung ging alles relativ schnell und unkompliziert. Mit den Eltern seiner künftigen Frau habe er sich gut verstanden, erzählt Schäfer. Zwei Tage vor der Verlobung sei er sogar noch zum Arbeitseinsatz angerückt und habe das Wohnzimmer der künftigen Schwiegereltern gestrichen. Dann wurde es ernst: Am 5. September 1964 läuteten die Hochzeitsglocken in der evangelischen Kirche Okriftel.

Nachwuchs ließ nicht lange auf sich warten. Roswitha und Helmut Schäfer haben drei Söhne auf die Welt gebracht und durften sich in den vergangenen Jahren auch über zwei Enkelkinder freuen. Der Lebensweg der Schäfers führte von Okriftel über Liederbach nach Zeilsheim, wo sie  mehr als 30 Jahre lang in einem Haus lebten. Als die Kinder älter waren, nahm sich das Paar Zeit für Reisen. Der erste gemeinsame Urlaub führte die Schäfers nach Fuerteventura. Später ging es nach Südtirol. Kein Reiseziel besuchte das Paar jedoch so oft wie  die Türkei. Über 30 mal landeten sie in dem  Land am Bosporus, wo sie sich für die Altstädte und die Goldschmiedekunst begeisterten. Zuhause genossen Helmut und Roswitha ihre Freizeit im heimischen Garten unter Apfel- und Kirschbäumen.

Der Lauf des Lebens brachte die Ehepartner schließlich zurück nach Hattersheim, wo Roswitha Schäfer mittlerweile im EVIM Seniorenzentrum in der Schulstraße lebt. Ihr Mann besucht sie täglich auf kurzem Weg. Denn Helmut Schäfer nahm sich eine Wohnung im EVIM ServiceWohnen desselben Gebäudes, um an der Seite seiner Frau zu bleiben. So sind sich beide täglich ganz nah und wissen sich in guten Händen. Erst kürzlich feierten sie dort nach weit über 50 Ehejahren ihren Hochzeitstag. „Ich möchte wissen, wo die Jahre hin sind“, sagt Helmut Schäfer nachdenklich aber zufrieden.