Was ist das Besondere an Ihrer Einrichtung?
Judith Hilmer: Das Besondere ist unser Standort. Eine Kita direkt im Gebäude eines Seniorenzentrums ist sehr selten. Wir gehen mit den Senioren durch die gleiche Eingangstür, um zur Kita zu gelangen. Da trifft man schon am frühen Morgen aufeinander. Z.B., wenn Bewohner:innen auf dem Massagestuhl eine Pause einlegen. Der steht nämlich direkt neben unserer Kita-Tür.
Was steht hinter dieser Idee?
Judith Hilmer: Die Idee ist, ältere Menschen und ganz junge Menschen, zueinander zu bringen. Und das freiwillig und auf ganz ungezwungene Weise. Es gibt viele zufällige Begegnungen. Auf dem Flur oder durch die Sicht aus dem Fenster in den Seniorengarten und in den Spielgarten der Kinder. Und es gibt die geplanten Begegnungen. So laden wir jeden Mittwoch zu einem gemeinsamen Morgenkreis ein. Wir haben kürzlich zusammen Plätzchen gebacken und ein Puppenspiel miteinander angeschaut. Das kam bei allen so gut an! Ganz neu ist, dass wir mit einigen Kindern an der Gymnastikstunde auf dem Wohnbereich teilnehmen dürfen. Das freut uns sehr.
Wie haben Sie die vergangenen Jahre erlebt?
Judith Hilmer: Die Idee der sogenannten Intergenerativen Pädagogik hat vom ersten Tag an sehr gut funktioniert. Darum war die Coronapandemie, mit all den Beschränkungen, für uns ein sehr tiefer Einschnitt. Erst seit Juni 2023 dürfen wir die Senioren wieder treffen. Wir hatten zwischenzeitlich sogar einen getrennten Eingang.
Was hat sich seitdem verändert?
Judith Hilmer: Wir wollten gleich wieder da starten, wo wir aufgehört hatten. Aber es hat dann doch eine Zeit gedauert. Es waren neue Bewohner hinzugekommen, die uns noch nicht kannten. Zum Teil hatte das Personal gewechselt und wir mussten den Kontakt wieder neu anbahnen.
Welche Erkenntnis ist daraus für Sie wichtig?
Judith Hilmer: … dass Visionen und Werte Bestand haben. Wir sind fest von der großen Bedeutung der Zusammenarbeit überzeugt. Deshalb sind wir jetzt wieder da, wo wir 2020 aufhören mussten. Das Interesse der Senior:nnen ist sehr groß und die Kinder genießen den Kontakt.
Woran arbeiten Sie und Ihr Team gerade?
Judith Hilmer: Dadurch, dass wir uns pandemiebedingt neu ausrichten mussten, sind wir auf andere Ideen gekommen, die wir beibehalten haben. Wir haben uns z.B. als Jolinchen Kids-Kita weitergebildet. Ein Gesundheitsprogramm, bei dem die Handpuppe Jolinchen die Kinder durch das Kitajahr begleitet.
Welche Möglichkeiten bietet das?
Judith Hilmer: Die Kinder sind bei uns viele Stunden und sie sollen sich bei uns wohl und geborgen fühlen. Gleichzeitig möchten wir ihnen viele Anregungen mitgeben, um ihre Persönlichkeit entfalten zu können. Dazu gehört das „Bild vom eigenen Ich“ genauso dazu wie die Bedeutung des „Sozialen Miteinanders“. Wir bieten den Kindern einen großen Erfahrungsraum. Die schönste Bestätigung bekommen wir durch zufriedene Kinder und deren Familien.
Was bedeutet Ihnen EVIM?
Judith Hilmer: EVIM hat die Zusammenarbeit zwischen Kita und Seniorenzentrum erst möglich gemacht. Ich erlebe EVIM als Träger, der sehr offen gegenüber neuen Ideen ist. Dabei steht bei allem immer der Mensch im Vordergrund. Wenn es der Idee und der Sache dient, ist bei EVIM sehr viel möglich. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen und Vorgesetzten ist immer auf Augenhöhe.
Für mich ist dies der ideale Nährboden für eine Arbeit von Menschen für Menschen.
Frau Hilmer, vielen Dank für das Gespräch. (hk)
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